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    Rote Tinte

    Heute mal wieder Prosa

    Beitrag von Anne
    29.05.2012 — Lesezeit: 2 min
    Rote Tinte

    Sie klauen Dir Deine Wünsche. Nehmen Dir Deinen Traum weg. Leben ihn aus. Du fühlst Dich betrogen. Bist wütend. Entfernst Dich von Ihnen. Oder bist nur noch irgendwie oberflächlich für sie da. Innerlich blüht eine sehr heiße Flamme in Deiner Seele. Du weißt nicht, ob es Hass ist, aber es fühlt sich so an. Wahrscheinlich ist es wohl eher so etwas wie Neid. Unsicherheit und Zweifel an Dir selbst. Du nimmst Dir vor, nichts mehr zu erzählen. Alles für Dich zu behalten. Ein wichtiger Teil von Dir. Dein Tagtraum, in dem jetzt jemand anders lebt. Wenn Du sie siehst, siehst Du Dich. Wie Du geworden währst, hätte man Dir nicht immer wieder Felsen in den Weg gelegt und dich mit aller Macht daran gehindert. Sie essen Deine Torte und trinken Deinen Wein. Sie bekommen Deinen Applaus und Deine Anfragen. Sie werden auf Deine Party eingeladen. Gehen Deinen Weg.

    Und Du sitzt in der Badewanne und weinst. Wäschst Dir den Staub aus den Haaren. Du hast immer gekämpft dafür. Du wolltest es erleben. Doch am Ende hat immer das Geld gefehlt. Und Du hattest die falschen Kontakte. Es gibt viele, die schuldig sind für Dein Elend. Du wäschst Dir Deine Augen mit Seife aus, reibst Dir mit dem Sand der Zeit tiefe, blutige Striemen in die Haut.  Du legst Dich hin und drückst Deinen Kopf unter Wasser. Möchtest schlafen. Dich davontragen lassen. Dort aufwachen, wo Du schon immer sein wolltest. Es wird dunkel. Sterne vor Deinen Augen. Dann erkennst Du irgendwo in der Ferne die Wahrheit.

    Sie liegt einfach so in der Gegend rum.

    Dann bekommt sie klarere Umrisse. Wird greifbarer. Erscheint immer logischer. Denn bist Du nicht schon längst dort angekommen? Dort, wo Du immer hin wolltest? Ist es ein Ort? Ein Zustand? Ein Gefühl? Ein Gefühl muss es sein. Es erscheint vor Deinen Augen. Durchströmt Dich. Fühlt sich warm an. Langsam beginnst Du zu begreifen.

    Du musst einfach rausgehen. Es greifen. Und so erleben, wie Du es erleben möchtest. Dein Schicksal. Albern klingt das. Kitschig, denkst Du. Aber es ist wahr. Es ist Dein Leben. Und es liegt an Dir, wie Du es gestaltest. Du streifst Sie ab, die grauen Gedanken. Lässt den anderen den Spaß, Deine Ideen zu erfahren, damit groß rauszukommen und sich ein Haus daraus zu bauen. Alles das liegt nur an Dir. Du hast es bis jetzt für sie liegen lassen. Sie mussten einfach nur zugreifen. Und Du hast tatenlos dabei zugesehen. Es ist an der Zeit.

    Mit einem Ruck hebst Du den Kopf, das Wasser strömt in einem heißen Schwall über den Rand der Wanne. Ein kleines Rinnsal läuft durch die Fugen der Bodenfliesen. Durchtränkt Deine Zukunft. Rollt über Dich hinweg. Du steigst aus der Wanne. Noch völlig nass greifst Du nach Deinem Notizbuch. Reißt es in kleine Fetzen. Schmeißt die Schnipsel Deiner Pläne in den Abfluss. Der Strudel Deiner Gedanken zieht sie mit sich. Rote Tinte mischt sich mit dem abfließenden Meer aus Fiktion, Tränen und Neid. Seifenblasen der Vergangenheit. Denn Du brauchst ihren Erfolg nicht. Und ihre Häuser.

    Ab jetzt wirst Du keine Pläne mehr aufschreiben. Du wirst alles einfach erleben. Und wenn Du in Dich gehst, bist Du schon mitten drin. Denn so mancher Traum hat sich vielleicht schon unbemerkt in Dein Leben geschlichen.

    Dieser Text ist Justine gewidmet.

    Song zum Text: Archive – "Fuck You"

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