Die Geschichte der Frauenrechte
Ist der Internationale Frauentag in Vergessenheit geraten?
Heute sollen die Rechte aller Frauen im Mittelpunkt stehen. Weltweit wird der Internationale Frauentag gefeiert. Zeit für einen kleinen Ausflug in die Geschichte und eine Bestandsaufnahme.
Bevor es losgeht, noch ein Satz: Frauen sind alle, die sich als Frauen identifizieren! Der Kampf für die Rechte von Transfrauen und Nichtbinären Personen gehört also genauso zum intersektionalen Feminismus und somit zum Weltfrauentag.
Frauen sind alle, die sich als Frauen definieren.
Dieser Artikel ist am 8. März 2013 erschienen. Zu diesem Zeitpunkt gingen gerade die #aufschrei-Tweets durch die Presse. An Brisanz hat das Thema Frauenrechte bis heute nicht verloren Besonders auch der Kampf für die Rechte von Transfrauen sollte niemals vergessen werden, wenn es um das Thema geht.
8. März 2013 – Als ich mir heute Morgen noch einige aktuelle Infos über den Weltfrauentag besorgen wollte, fiel mir auf, dass man über die Suchmaschine leider sehr wenig zu diesem besonderen Tag finden kann. Auf Veranstaltungen wird, falls überhaupt, nur äußerst dezent hingewiesen. Ich finde das sehr schade. Gerade in unserer heutigen Zeit der Vernetzung sollte da doch mehr geboten sein. Schließlich geht es doch um die Frauenrechte.
Weltfrauentag - Vergiss mein nicht
Mit meinem Artikel möchte ich die Geschichte des Weltfrauentages und der Frauenrechte betrachten. Blättert man sich durch die sozialen Netzwerke und Online-Zeitungen kann es einem schnell so vorkommen, als sie der Internationale Frauentag ziemlich in Vergessenheit geraten.
Frauenrechte im Fokus
Der Fokus meiner Recherche lag ganz klar auf der Entwicklung der Frauenrechte. Der Text wird begleitet von einer Galerie aus Bildern, die ich 2012 bei der Sonderausstellung "Frauen" in der Pinakothek der Moderne in München aufgenommen habe. Sie zeigen unbekannte Frauen aus den verschiedensten Ländern, die in unterschiedlichen Jahren für verschiedene Fotograf⋆innen Modell gestanden haben.
Und schon geht es los mit den Fakten. Der Weltfrauentag wurde von den vereinten Nationen ins Leben gerufen. Entstanden ist er im Kampf um das Wahlrecht der Frauen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg.
Clara Zetkin übernahm die Idee aus Amerika
Im August 1910 schlug die deutsche Sozialisten Clara Zetkin auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines solchen Tages vor. Ein genaues Datum war zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Gespräch.
Clara Zetkin übernahm diese Idee von den Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas, die 1908 ein nationales Frauenkomitee gegründet hatten. Dieses hatte beschlossen einen nationalen Kampftag für die Frauenrechte einzuführen.
Frauenrechte in Amerika - Der erste Weltfrauentag
Der erste Frauentag, der im Februar 1909 in Amerika stattfand, zog Frauen aus allen Schichten an, auch die bürgerlichen Frauenrechtler⋆innen schlossen sich den Demonstrationen an. Sofort wurde beschlossen, diesen Protesttag zu wiederholen. Im Februar 2010 fand er erneut statt.
Die Amerikanische Frauenrechtlerin May Wood-Simons brachte die Idee mit in die Niederlande. Dort wurde sie von Käte Duncker und Clara Zetkin übernommen.
Es wurde folgender Beschluss verfasst:
Im Einvernehmen mit den klassenbewussten, politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in Ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes Jahres einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenrecht dient. Der Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.
Am 19. März 1911 fand der erste Frauentag in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark statt. Das Datum wurde bewusst gewählt. Einen Tag zuvor hatte man den Gedenktag für die Gefallenen der Märzrevolution gefeiert.
Hauptthema der Proteste: Das Frauenwahlrecht
Hauptthema der Proteste war das Frauenwahlrecht. Bis zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht durchgesetzt worden. Die SPD sah in der Einführung des Frauenwahlrechts die Chance, mehr Mitglieder zu gewinnen. Die Partei unterstützte die Aktivist⋆innen daher von Anfang an.
Die Zahl der Mitglieder wuchs rasch an. Auch die sozialistische Frauenzeitung Die Gleichheit konnte innerhalb eines Jahres nahezu 10.000 neue Abonnent⋆innen verzeichnen.
Rege Beteiligung
1912 fand der Frauentag am 12. Mai mit einer noch größeren Beteiligung statt. 1917 wurde nach Protesten in den eigenen Reihen von enttäuschten Sozialist⋆innen die USPD (Unabhänige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) gegründet. Diese beschlossen die Fortführung des Internationalen Frauentages.
1918 wurde der Frauentag am 100. Geburtstag von Karl Marx, dem 5. Mai gefeiert. Am 12 November 1918 wurde von der provisorischen Regierung das freie, geheime, aktive und passive Wahlrecht für alle Menschen ab 20 Jahren beschlossen. Somit wurden die Forderungen des Internationalen Frauentages in Deutschland erfüllt.
Was passierte nach dem Ersten Weltkrieg?
Während des Ersten Weltkrieges wurde der Frauentag wurde durch die Aufteilung der Sozialist⋆innen in SPD und KPD gespalten. Die SPD hatte für die Feier ihres Frauentages kein festes Datum, die KPD feierte am 8. März.
Zu den Forderungen der Frauen gehörten jetzt die Senkung der Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung und die Legalisierung von Abtreibungen.
Wie kam es nun dazu, dass der 8. März offiziell zum Internationalen Frauentag erklärt wurde?
Am 8. März 1917 streikten in St. Petersburg die Soldaten-, Arbeiter- und Bauernfrauen und lösten damit die Februar-Revolution aus. Ihnen zu Ehren wurde in Moskau auf der Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 der 8. März zum internationalen Gedenktag erklärt. Der Vorschlag dazu stammte von der bulgarischen Delegation.
Außerdem gibt es Quellen, die beschreiben, dass Lenin den 8. März zum Frauentag erklärte, wozu ihm von einigen Vorkämpfer⋆innen geraten worden war.
Fand das nicht alles viel später in den USA statt?
Nachdem während der Zeit des kalten Krieges die kommunistisch-sozialistische Weltanschauung immer unpopulärer geworden war, entstand eine neue Geschichte um die Entstehung des Frauentages in deren Mittelpunkt der Streik einiger Textilarbeiter⋆innen in New York stand.
Die Arbeiter⋆innen sollen am 8. März 1857 für eine bessere Bezahlung und menschlichere Arbeitsverhältnisse auf die Straße gegangen und dabei von Polizisten niedergeschlagen worden sein. Fünfzig Jahre nach diesem Vorfall hatte man sich erstmals wieder daran erinnert.
Die Nazis verboten den Weltfrauentag - Frauenrechte in Gefahr
Stattdessen wurde nun der Muttertag propagiert. Er entsprach dem Frauenbild der Nazis besser und wurde damals sogar zum offiziellen Feiertag erklärt. Im Untergrund aber wurde weiter für die Frauenrechte gekämpft und auch der Frauentag wurde weiterhin begangen. Am 8. März hängte man aus Protest rote Wäschestücke auf die Leine, die Frauen verteilten Flugblätter.
Der Internationale Frauentag geriet erstmal in Vergessenheit. Mit der Entstehung der Frauenbewegung zum Ende der 60er-Jahre kehrte er nach und nach zurück. Die autonomen Frauen in der BRD konnten sich damit jedoch nur schwer durchsetzen. Sie wollten ihren Tag selbst organisieren und feiern. Dadurch, dass die Regierung der DDR den Frauentag mehr und mehr zum einem sozialistischen Muttertag machen wollte, kämpfte der Internationale Frauentag in dieser Zeit um seinen Ruf.
Erstmals Ausrichtung durch die Vereinten Nationen
1975 wurde der Internationale Frauentag erstmals von den Vereinten Nationen ausgerichtet. 1975 war außerdem das Internationale Jahr der Frau. Der 8. März wurde von der UN-Generalversammlung offiziell beschlossen. Nach der Wiedervereinigung taten sich 1993 die Frauen aus Ost und West erstmals wieder zusammen, um für die verlorenen Frauenrechte einzutreten. 1994 fand ein Frauenstreiktag statt, wodurch der Internationale Frauentag wieder an Popularität gewann.
Wie sieht es heute aus?
Heute stehen bessere Bildung für Mädchen der Kampf gegen Zwangsbeschneidungen, die Verheiratung von Kindern in Entwicklungsländern und gleiches Geld für gleiche Arbeit im Mittelpunkt der Aktivitäten. Außerdem wird natürlich nach wie vor gegen den allgegenwärtigen Sexismus im Alltag gekämpft.
In vielen Ländern ist der Internationale Frauentag auch heute noch ein offizieller Feiertag. An diesem Tag finden häufig Aktionstage der Gewerkschaften, Straßenaktionen, Demonstrationen und Konferenzen zum Thema Frauenrechte statt, einige deutsche Städte bieten ein kulturelles Programm zu diesem Tag.
Weltfrauentag 2013
In Berlin vergibt die Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD) im Ludwig Ehrhard-Haus den offiziellen Berliner Frauenpreis 2013 Preisträgerin ist Katja von der Bey, ihres Zeichens Geschäftsführerin der Frauengenossenschaft Weiberwirtschaft. Die Berliner Linke verleiht im Pfefferwerk den Clara-Zetkin-Preis mit dem herausragende Frauen gewürdigt werden. Viele Parteien verteilen außerdem traditionell auf der Straße Blumen, um an die Frauenrechte zu erinnern.
Kampf für die Rechte von Transfrauen
Die Rechte von Transfrauen sollten auf keinen Fall vergessen werden. Moderner, intersektionaler, echter Feminismus bedeutet auch der Kampf für LQBTQ⋆ Rights. Noch heute sehen sich Trans⋆Personen immer wieder Angriffen ausgesetzt. Gerade Feminist⋆innen sollten sich dem entgegenstellen und für die Rechte aller Frauen kämpfen.
In den sozialen Netzwerken nimmt die Transmisogynie sogar zu. Der Hass gegenüber Trans⋆Personen ist vielschichtig und traurigerweise sogar in feministischen Kreisen verbreitet. TERFs (Trans-Exclusionary Radical Feminsts) organisieren sich in Gruppen und fordern den Ausschluss von Transpersonen.
Die Ansichten der TERFs, denen sich übrigens auch Schriftsteller⋆innen wie Joanne K. Rowling und Emma-Gründerin Alice Schwarzer zugehörig fühlen, sind menschenverachtend und rückwärtsgewandt. Mit ihren Ansichten schüren sie Vorurteile, die längst Geschichte sein sollten. Dabei sollte der Welt-Frauentag doch ein Tag für alle Frauen sein.
Hier noch was zur aktuellen Debatte:
Gendersensible Sprache und Barrierefreiheit
Fotos
2012 Sonderausstellung "Frauen" Pinakothek der Moderne München