Earth Overshoot Day 2017
Ein Tag als Mahnmal
Die Menschheit lebt, als hätte sie 1,7 Erden zur Verfügung. Am heutigen Earth Overshoot Day überschreitet die globale Nachfrage nach Ressourcen die "Nachproduktion" der Erde.
Das ist, als würde man sein komplettes Gehalt, das man innerhalb eines Jahres verdient, bereits am ersten Januar ausgeben und danach von Krediten leben.
Der Earth Overshoot Day ist jedes Jahr früher
Der Earth Overshoot Day wurde 1987 ins Leben gerufen. Damals fiel er noch auf den 19. Dezember. Letztes Jahr auf den 8. August. Wir verbrauchen jedes Jahr mehr und mehr Ressourcen, beuten die Erde aus und geben nichts zurück.
Wir leben auf großem Fuss. Derzeit ist unsere Verschwendungssucht so groß, wie nie zuvor. Wir leben in Saus und Braus und nehmen der Erde so viel weg, als hätten wir nicht eine, sondern ganze 1,7 Erden zur Verfügung.
Wie kommt man auf die Zahlen?
Die Rechnung stellt man an, indem man die Biokapazität der Erde durch den Bioverbrauch der Erde mal 365 teilt. Die Biokapazität der Erde ergibt sich aus ihrer Fähigkeit Schadstoffe abzubauen und die verbrauchten Ressourcen zu erneuern. Wenn mehr verbraucht wird, als produziert werden kann, ist die Rede von "Overshoot".
Wer ist Schuld am Overshoot?
Das Global Footprint Network hat ausgerechnet, wie viele Erden wir benötigen würden, wenn sich einzelne Nationen komplett alleine um die Haushaltung kümmern würden. Mit Australien als "Verwalter" bräuchten wir ganze 5,2 Erden. Mit den USA 5,0 und mit Südkorea 3,4. Russland und Deutschland folgen mit 3,4 und 3,2. Mit Großbritannien wären es 3,0.
Es ist also besonders wichtig, dass die großen Industrienationen anfangen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und drastische Veränderungen einleiten. Dazu gehört nicht nur ein flächendeckendes Verbot von Dieselfahrzeugen, sondern auch, sich gegenseitig davon zu überzeugen, dass es so nicht weitergehen kann. Aus einem Klimavertrag einfach auszusteigen, wie aus einem Elektrobus, darf keine Option mehr sein.
Könnten wir ohne "die Anderen" überleben?
Derzeit machen Politiker mit viel Macht immer wieder Schlagzeilen mit Sprüchen wie "Wir kommen ohne die anderen zurecht" und "Wir geben nichts von unseren Ressourcen ab.". Darunter niemand Geringeres, als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump mit seiner "America First"-Politik.
Doch wie sieht die Wirklichkeit aus? Wäre das wirklich möglich? Dass ein Land komplett ohne die anderen klarkommt? Nein. Damit beispielsweise Südkorea zurecht kommen würde, müsste das Land 8,8 mal so groß sein. Japan 7,1 mal und Deutschland immerhin 2,4 mal. Der Overshoot Day der Deutschen war dieses Jahr bereits im Mai.
Woher kommt die Verschmutzung?
Der größte Treiber ist der Ausstoß von CO2. Für etwa 60 Prozent des ökologischen Fussabdrucks der Menschheit ist unsere CO2-Emission verantwortlich. Würden wir es schaffen, sie um die Hälfte zu reduzieren, würde das den Earth Overshoot Day trotzdem lediglich um rund drei Monate "zurückdrehen". Es gibt also noch viele weitere offene Baustellen für uns. Alarmglocken an? Sehr gut.
Was tun?
Wir leben also auf Kredit und die Politiker der großen Industriestaaten sind schuld an vielem. Doch was können wir selbst tun, um zumindest unseren persönlichen Fussabdruck so gering wie möglich zu halten? Hier ein paar Anregungen:
- Vegan leben
- Ökostrom nutzen
- Autofahren sein lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad umsatteln
- Zu einer Ökobank wechseln
- Energiesparlampen verwenden
- Dinge mit anderen teilen, reparieren und wiederverwenden
- Upcycling
- Regional einkaufen
- Weniger heizen (Leben in energieeffizienten Gebäuden)
Über den ersten Punkt habe ich bereits zwei umfassende Abhandlungen geschrieben:
- Vegane Ernährung und Klimaschutz wissenschaftlich betrachtet
- Soja, Klimaschutz und ökologischer Fußabdruck
Ich möchte daher gar nicht lange darauf herumreiten, sondern nur nochmal eins zu Denken geben:
1 kg Rindfleisch erzeugt so viel Treibhausgas, wie 1.600 km Fahren auf der Autobahn
Wichtig ist vor allem, dass wir bewusst leben, nicht alles als gegeben hinnehmen und die Entscheidungen unserer gewählten Vertreter kritisch hinterfragen. Veränderungen sind dringend notwendig und das am besten gestern.
Kann ich meinen persönlichen Overshoot berechnen?
Das geht ganz einfach, indem man den Ressourcen-Rechner verwendet. Er wird unter anderem angeboten von ressourcen-rechner.de sowie dem Global Footprint Network.
Quellen: overshootday.org, ressourcen-rechner.de, Global Footprint Network