Die Entstehung des Romans "Die Hermetiker"
In acht Schritten zu unserem ersten Buch
Der heutige Artikel dreht sich mal wieder um Matzes und meine gemeinsame Romanveröffentlichung. Knapp einen Monat ist "die Hermetiker" jetzt bestellbar. Zeit für einen Rückblick.
Hiermit übergebe ich das Wort direkt an Matze, der diesen Beitrag zur Veröffentlichung auf meiner Seite geschrieben hat.
Unser Erstling "Die Hermetiker" ist nun seit einigen Wochen bestellbar. Der erste Moment, in dem man seinen eigenen Roman in Händen hält, ist gigantisch. In so einem Buch steckt nämlich so einiges an Arbeit. Zunächst einmal ist das Bücherschreiben natürlich ein tolles Hobby für Anne und mich. Der ganze Prozess beinhaltet jedoch auch eher zähe Phasen oder Zeiten des gespannten Wartens und der Ungeduld.
Schritt 1: Das Schreiben
Klar, sein erstes Buch fertiggestellt zu haben, gibt einem ein wahnsinnig gutes Gefühl - am euphorischsten war ich persönlich jedoch vermutlich, als ich eines schönen Tages vor circa vier Jahren aufwachte und sich die Backstory in meinem Kopf quasi aus dem Nichts heraus zusammenfügte.
Schon davor hatte es immer wieder Momente gegeben, in denen mir größere Teile des Puzzles eingefallen waren - sozusagen die Eckstücke und wichtigsten Motive.
Auf der Zugfahrt, die an diesem Tag anstand, klopfte ich anschließen alles so schnell es ging in meinen Rechner, um ja nichts zu vergessen.
Die Backstory und die Eigenschaften des Universums, in dem der Roman spielt, hatte ich so schon ziemlich früh fertiggestellt. Ein großer Teil davon landete schließlich als Anhang in "Die Hermetiker". Sie sind Teile der Entstehungsgeschichte unseres Werks.
Mir war erst viel später wirklich klar, wie ich die von meiner Fantasie kreierte Welt zum Ausdruck bringen wollte. Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass ich die Leser im ersten Teil des Buchs mithilfe verschiedener anekdotischer Erzählungen an das Thema heranführen wollte. Gemeinsam mit Anne gelang es mir dann, die Spannung nach und nach aufzubauen und die Handlung zu ihrem Höhepunkt hinzuführen.
Schritt 2: Findung der Schauplätze und Charaktere
Doch vorerst konzentrierten wir uns gemeinsam auf die Erkundung der einzelnen Schauplätze. Wir recherchierten Bräuche und Traditionen und bezogen historische Entwicklungen und lokale Gegebenheiten mit ein.
In dieser ersten Phase des Schreibens, hatte ich noch keine Ahnung, dass uns noch eine gehörige Portion Spannung fehlte. Wir hatten uns auch noch nicht richtig mit den Charakteren bekannt gemacht. Einige von ihnen gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht.
Als wir nach und nach immer tiefer in unsere Arbeit als Autoren eintauchten, wurden die Figuren von Tag zu Tag klarer. Ihre persönlichen Eigenschaften sorgten irgendwann wie von selbst dafür, dass sich die Handlung in immer neue Richtungen entwickelte. Ein sehr spannender Effekt, der sich dann einstellt, wenn man zu zweit an einem solchen Projekt arbeitet.
Auch, dass der zweite und dritte Teil sich thrilleresque zuspitzen sollten (mehr verrate ich nicht, lest einfach selbst ), ergab sich erst mit der Zeit. Beim Schreiben hatte man immer mehr das Gefühl, weiterlesen zu wollen. Uns gab dies das sichere Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg waren.
Das eigentliche Ausarbeiten der Kapitel gestaltete sich dann so, dass ich eine grobe Rohfassung der Handlung erstellte. Anne griff diese Skizze auf, arbeitete die Kapitel aus und fügte die für jede Figur individuelle Sprachfarbe, ihre Charaktereigenschaften und die detaillierten Szenenbeschreibungen hinzu.
Schritt 3: Korrigieren und Redigieren
Durch unsere Arbeitsweise war die erste Korrekturschleife also bereits in den Schreibprozess integriert. Wir korrigierten uns sofort gegenseitig selbst, verbesserten erste Logikfehler und verfeinerten die Sprache und die künstlich geschaffenen Fachbegriffe. Jedes Mal, wenn Anne wieder mit einem Kapitel fertig war, las sie es mir zunächst vor, bevor ich es selbst durchging. Auf diese Weise wollten wir ausschließen, dass wir irgendetwas übersahen.
Als wir den letzten Satz zu Papier gebracht hatten, war uns zum Feiern zumute. Wir schauten auf all die von uns geschaffenen Seiten und stellten fest, dass es doch ein recht stattliches Buch geworden war. Ich selbst hatte während der kompletten Schreibphase zwischen "Oh Gott, da muss man ja eine Trilogie daraus machen" und "Wie sollen wir jemals 300 Seiten schaffen" hin und her geschwankt. Am Ende waren es dann sogar ein paar mehr.
Unser erstes Korrekturmanuskript beeindruckte uns mit seinem Umfang schon ziemlich. Allerdings sorgten die 350 DIN A4 Seiten auch für den respekteinflößenden Gedanken, das alles lesen, korrigieren, redigieren und editieren zu müssen. Das stellte sich vor allem dann als mühselig heraus, wenn wir in Gedanken schon mit neuen Ideen beschäftigt waren.
Schritt 4: Die Suche nach einem Verlag
Mit unserem Manuskript wollten wir schließlich an eine Agentur oder einen Verlag herantreten, aber schon nach zwei Versuchen und über drei Monaten des Wartens und Recherchierens wussten wir, das dieser klassische Weg nicht der unseres Romans sein würde.
Sowohl die Agenturen als auch die Verlage selbst haben sehr lange Wartezeiten. Leider machen sie sich in der Regel auch nicht die Mühe, abzusagen. Hinzu kam, dass wir herausfanden, dass den Romanen unbekannter Autoren auch keine besondere Vermarktung zuteil wird. In einigen Fällen müssen Schriftsteller sogar Produktionskosten in Selbstbeteiligung zuschießen. Das alles wollten wir nicht. Aus diesem Grund entschlossen wir uns, die Extrameile selbst zu gehen.
Zunächst organisierten wir eine zweite Korrekturphase. Für das Lektorat fiel die Wahl auf drei unserer Freund*innen: eine akribische Leserin, ein Fan des Genres, der selbst schon den ein oder anderen Text verfasst hatte und ein Germanist bekamen im Spätherbst 2018 unser Manuskript vorgelegt.
Neben wahren Begeisterungsstürmen bekamen wir von unserem Dreiergespann auch sehr viel sinnvolles Feedback zurück. Hier etwas mehr Charakterzeichnung und Persönlichkeit, dort mehr Motive und an anderer Stelle wieder weniger technische Beschreibung. Auf dem Weg zu unserem Erstling hatten wir außerdem einige Kommata verloren.
Sobald die drei fertig waren, setzen Anne und ich uns an die Nachkorrektur und vervollständigten unser Werk. Im Januar 2019 lag die finale Version von "Die Hermetiker" auf unserem Tisch.
Schritt 5: Der Buchsatz
Nachdem wir uns für die Arbeit ohne Verlag entschieden hatten, mussten wir uns auch um alle anderen Angelegenheiten selbst kümmern - die Grafik, den Satz und nicht zuletzt natürlich das Marketing.
Mit einiger Erfahrung mit InDesign, zahlreicheren prüfenden Blicken in andere Bücher und vielen Testausdrucken gelang es mir, einen sauberen und gut lesbaren Buchsatz auf die Beine stellen, der zudem auch noch den Hersteller befriedigte.
Am Ende hatten wir 336 Buchseiten, die in den Schriftarten FF Meta Serif und FF Meta Sans für die Kapitelnamen gesetzt sind (das nur für die Grafikinteressierten unter Euch).
Schritt 6: Das Cover
Zu guter Letzt fehlte uns noch ein passender Einband. Dieser beschäftigte uns ziemlich lange. Immer wieder stellten wir Überlegungen an. Sollte etwas Abstraktes drauf oder doch lieber konkrete Motive? Sollten wir, wie bei typischen Fantasyromanen, Porträts von Menschen abbilden? Dieser Gedanke wurde schnell wieder verdrängt. "Die Hermetiker" ist eben kein typischer Fantasyroman.
Am Ende entschieden wir uns für eine Kombination aus den beiden Hauptspielorten. Stonehenge und der Uluru passten zufälligerweise auch noch perfekt zueinander. Ihre Silhouetten bildeten eine ähnliche Form, obwohl die Motive ihre Einzigartigkeit und ihren Wiedererkennungswert behielten. Wir fanden außerdem, dass sich das Bild perfekt für spätere visuelle Kampagnen, Flyer und T-Shirts eignete.
In meiner Zeichnung griff ich dann schließlich noch die für die Region typischen und im Kontrast perfekt passenden Farben auf - Rot, wie der australische Sand und Fahlblau, wie die Nebelschwaden bei Stonehenge.
Schritt 7: Publikation mit zweiter Schleife
Das Buch war fertig. Cover, Textsatz und Manuskript passten zueinander. Nun mussten wir nur noch etwas Geld in unseren Print On Demand Dienst einwerfen und das Buch drucken lassen. Ein besonders denkwürdiger Moment war für uns, als wir unsere eigene ISBN ( 978-3748126522 ) zugeteilt bekamen. Damit haben wir den Beweis erstellt, dass man so etwas heutzutage an einem Sonntagmorgen im Bett erledigen kann (kein Witz).
Es dauerte zwei Wochen, bis unser Buch physikalisch verfügbar war. Als ich das Paket von der Poststelle abholte, war die Aufregung groß. Die Enttäuschung leider auch, denn ich merkte sofort, dass unser Autorenname "A.M. Reis" nur sehr schlecht lesbar war. Alles andere war von brillianter Qualität. Die Coverzeichnung kam toll heraus, der Textsatz war gestochen scharf. Doch ausgerechnet unser Name war viel zu blass.
Wir mussten also dem Hersteller erneut 20 Euro zahlen und mit einer zweiten Coverauflage nachlegen. Das bedeutete weitere zwei Wochen Wartezeit für uns - aber macht nichts. Dafür haben wir jetzt fünf Fehldrucke zu Hause liegen. Die sind irgendwann sicher Millionen wert.
Schritt 8: Die Vermarktung - "Die Hermetiker" im Buchhandel
Das letzte Kapitel des Buches, nein nicht des Buches selbst, sondern seiner Entstehungsgeschichte, ist das für uns unsicherste. Ich als Softwareentwickler habe keinerlei Ahnung davon, wie man etwas verkauft und auch nicht gerade eine große Anhängerschaft in den sozialen Medien. Anne hat ihren Blog, ist gut vernetzt und verfügt über Fachwissen im Online-Marketing. Es ist jedoch ein klarer Unterschied, ob man etablierte Marken vermarktet und sich in seinem gewohnten Mikrokosmos bewegt, oder das Buch zweier Nobodys an eine uns weitgehend unbekannte Zielgruppe bringen möchte.
Inzwischen haben wir schon einige Ausgaben verkauft. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Solltet Ihr das Buch noch nicht kennen, ich empfehle es Euch hiermit wärmstens. Das kann ich mit gutem Gewissen tun, denn ich habe es sogar mehrfach gelesen.
Wir freuen uns auf Eure Rezensionen bei Amazon und Goodreads und wünschen Euch viel Spaß beim Lesen. Hier könnt Ihr "Die Hermetiker" als Taschenbuch oder E-Book bestellen.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.
LG, Matze