Speak, Memory
Gitarrist Tim über die EP "Adirondack"
Speak, Memory beschreiben sich als "irgendwo zwischen dem grenzenlosem Word Building der frühen Explosions in the Sky und den mathematischen Spielereien von American Football" – wenn das nicht neugierig macht. In Kürze erscheint die neue EP der Band aus Oklahoma City. Zeit für ein Interview.
Mit ihren Songs möchten Speak, Memory ihre Hörer⋆innen auf eine Reise schicken, die ebenso spirituell wie fest in der Realität verankert ist. Ich habe mich mit Gitarrist Tim über die neue EP "Adirondack" und die Entwicklung der Band unterhalten. Das Interview hat sich zu einem äußerst sympathischen und spannenden Gespräch entwickelt, das wir sicher irgendwann fortsetzen werden.
Anne: Danke, dass Du Dich bei mir gemeldet hast! Ich bin sehr gespannt, Euch besser kennenzulernen! Wie geht es Dir heute? Ich hoffe, bei Euch ist alles gut in diesen wirren Zeiten? Ihr veröffentlicht am 7. Mai Eure EP "Adirondack". Freut Ihr Euch schon?
Geimpft zu sein nimmt uns eine Last von den Schultern
Tim: Hey! Danke, dass Du Dir die Zeit nimmst, mit mir zu reden! Mir und den anderen geht es im Moment gut. Zwei Drittel von uns sind schon komplett geimpft. Das nimmt uns einige Sorgen von den Schultern! Wir freuen uns schon sehr auf "Adirondack"! Wir haben seit 2014 keine Musik mehr veröffentlicht (Das ist eine lange Geschichte, die ich Dir irgendwann mal erzählen kann). Es wird also großartig, das Album auf die Welt loszulassen!
Anne: "Adirondack" handelt von den verschiedenen Elementen der Natur und ihre Unbeständigkeit, in der sich auch unser aktuelles wirtschaftliches und politisches Klima widerspiegelt. Das klingt, als wäre das ein Thema, mit dem Ihr Euch schon eine ganze Weile beschäftigt. Ist das so?
Tim: Ja, schon eine ganze Weile! Eskapismus war auch ein großes Thema für uns, als wir die Platte gemacht haben. Was interessant ist, ist, dass wir die EP drei Monate, bevor es mit COVID in den Staaten richtig losging, aufgenommen haben. Man könnte also sagen, dass die Platte für diese Zeiten gemacht ist. Im Nachhinein ist das ziemlich verrückt.
"Wir sind sehr zufrieden mit unserer neuen EP"
Speak, Memory
Anne: Seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis Eurer Arbeit?
Tim: Ja, wir sind sogar sehr zufrieden! Wenn ich mir die EP mit Kopfhörern anhöre, höre ich ganz neue Sounds, die ich während den Aufnahmen gar nicht so wahrgenommen habe. Das ist ziemlich cool! Sie erinnert mich an einige meiner Lieblingsplatten, bei denen man mit Kopfhörern jedes Detail hören kann. Wir sind sehr glücklich, Teil eines solchen Clubs zu sein.
Anne: Kein Geringerer als Bartees Strange hat Eure EP abgemischt. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Tim: Es war großartig! Bartees ist ein enger Freund der Band. Bevor er an die Ostküste gezogen ist, war er unser Bassist. Er hat uns schon immer sehr unterstützt und interessiert sich immer sehr dafür, was wir gerade machen. Die Zusammenarbeit ist also ganz natürlich entstanden. Als ich ihm die Rohfassungen geschickt habe, wollte er unbedingt in irgendeiner Weise Teil davon sein und hat sofort angeboten, das Mixing zu übernehmen. Ich könnte mit den Ergebnissen nicht glücklicher sein und ich bin so froh, dass er auf diese Weise Teil von Speak, Memory sein kann. Wir sind nie dazu gekommen, gemeinsam irgendetwas Offizielles aufzunehmen. Es gibt aus der Zeit, zu der er in der Band war, nur ein paar rohe Übungsfassungen. Es fühlt sich also wirklich gut an, dass wir das gemacht haben!
"Manchmal genügt es, eine Nachricht zu schreiben und eine Frage zu stellen"
Anne: Ihr arbeitet auch mit Clerestory AV, die vor kurzem eine Reissue von Ester Drangs "Goldenwest" Album herausgebracht haben. Es muss großartig sein, seine Arbeit in so guten Händen zu wissen. Wie seid Ihr in Kontakt gekommen?
Tim: Ich kenne Clerestory AV seit ein paar Jahren. Seit der Zeit mit Ester Drang, von der ich schon lange ein Fan bin. Wir sind auch mit einigen der Bands und Künstler⋆innen befreundet, die sie herausgebracht haben. Ich habe noch nie etwas Negatives über sie gehört. Als es mit der EP in die heiße Phase ging, habe ich Chris (dem Gründer von Clerestory AV) eine E-Mail geschrieben und ihn gefragt, ob er die Möglichkeit einer Zusammenarbeit bestehen würde. Er war sofort Feuer und Flamme. Der Rest ist Geschichte. Das war es im Grunde. Manchmal reicht es, eine Nachricht zu verschicken und eine Frage zu stellen.
Anne: Wie wollt Ihr die EP promoten? Wird es online besondere Events geben?
Tim: Wir setzen sehr auf Mundpropaganda. Das Wichtigste ist, die EP bekannt zu machen und so vielen Menschen wie möglich davon zu erzählen. Ich hoffe, dass unser Interview hier gerade auch einige Deiner Leser⋆innen überzeugen wird. Wir hatten schon eine Premiere für den Song "Trails" bei BrooklynVegan, die uns sprachlos gemacht hat. Wir haben noch nichts online geplant. Obwohl ich da eine einzigartige Idee für unsere Release-Show hätte, die sich hervorragend für den Livestream eignen würde. Was auch immer passiert, wir würden natürlich gerne online etwas machen. Ich hoffe, dass uns das Livestreaming auch erhalten bleiben wird, wenn die Pandemie abflaut. Ich habe viele Freund⋆innen, die diese Möglichkeit und Erfahrung sehr genossen haben. Daher hoffe ich, dass es dafür eine Zukunft gibt – auch nach dieser finsteren Phase unseres Lebens.
Das Emo Revival der späten 2000er Jahre hat uns inspiriert
Speak, Memory
Anne: Du hast mir erzählt, dass Ihr Euch mehr mit Midwest Emo und Math-Rock Sound identifizieren könnt. Außerdem seit Ihr ein hauptsächlich instrumentales Projekt. Ich hatte ja schon die Möglichkeit, Eure neue EP zu hören und ich denke, dass Euch das ziemlich gut zu Gesicht steht. Ist das die Art von Musik, die Ihr immer machen wolltet? Ich meine: Verbindet es alle Einflüsse und musikalischen Präferenzen der Bandmitglieder?
Tim: Ich denke, je mehr Stücke wir schreiben und uns weiter entwickeln, desto mehr hört man unsere verschiedenen Einflüsse heraus und es wirkt nicht mehr so umfassend. Was uns dazu inspiriert hat, Speak, Memory zu gründen, war das Emo Revival (mit Bands wie Algernon Cadwallader, 1994! und Snowing) das in den späten 2000er Jahren, Anfang der 2010er Jahre stattfand. Wenn Du das mit dem, was wir alle so hören, kombinierst, kommt dabei "Value To Survival" raus. Damit haben wir es geschafft, einen Sound zu entwickeln, der uns in die Lage versetzt, mit wem auch immer zu spielen.
Bei "Adirondack" kamen neben dem Midwest Emo Sound noch andere Einflüsse durch, genau, wie einige Überraschungen. Die Drums im letzten Teil vom Song "Lakes" haben einen Stewart Copeland (Drummer bei The Police). Das liegt daran, dass Jonathon (unser Drummer) ein Fan seiner Musik ist. Er hat sich das zu dieser Zeit sehr viel angehört. Genauso wie Jazz und Metal. Und natürlich Math-Rock, Emo und Post-Rock. Der Anfang hat diese Punk-Energie, die an Sachen erinnert, die man von Fat Wreck Chords oder Revelation Records erwarten würde. Mit all dem im Rücken habe ich das Gefühl, dass wir mit "Adirondack" nicht nur einen Sound erreicht haben, den wir schon immer erschaffen wollten. Das könnte auch ein Ausblick darauf sein, in welche Richtung sich unsere Musik als Nächstes entwickeln könnte.
Snowing und Algernon Cadwallader haben mich beeinflusst
Anne: Du hast mir erzählt, dass Snowing und Algernon Cadwallader zwei Deiner größten Einflüsse sind. Welchen/s ihrer Songs/Alben magst Du am liebsten?
Tim: Oh, das ist eine schwierige Frage. Bei Snowing würde ich den Song "Pump Fake" nennen, weil er mich in Stimmung bringt. Bei Algernon würde ich sagen, das Album "Parrot Flies" ist mein Favorit. Es war das Erste, das ich von ihnen gehört habe und ich höre es nach wie vor sehr oft.
Anne: Wo wir gerade über Lieblingssongs reden: Sie haben manchmal die Angewohnheit, uns in der Zeit zurücktragen und uns von Zeit zu Zeit an Orte zu erinnern, an denen wir einmal waren. Möchtest Du mir einen dieser bemerkenswerten Songs nennen und mir den Ort, den Du damit verbindest, verraten?
"'New Year's Project' von Further Seems Forever erinnert mich immer an 2001"
Speak, Memory
Tim: Immer, wenn ich mir New Year's Project von Further Seems Forever anhöre, erinnere ich mich an den Sommer des Jahres 2001. Das war zu der Zeit, als "The Moon Is Down" (von dem Album stammt auch der Song) rauskam. Es war eine großartige Zeit. Ich habe neue Leute kennengelernt, bin in verschiedene Teile des Landes gereist und habe mich von traumatischen Erlebnissen erholt.
Anne: Nach der Veröffentlichung von "Adirondack": Was steht als Nächstes an für Speak, Memory?
Tim: Im Moment haben wir noch keinen genauen Plan, wie es nach der Promotion für unsere Platte weitergeht. Irgendwann kommen wir ganz bestimmt wieder in die Gänge. Es wird also auf jeden Fall wieder neue Musik geben! Wir haben uns überlegt, dass es fantastisch wäre, wenn nach der EP alle noch dabei sind! Hoffentlich können wir es, sobald es so weit ist, mit Dir und Deinen Leser⋆innen teilen!
Anne: Vielen Dank für das Interview! Ich wünsche Euch alles Gute für den Release! Bleibt gesund und passt auf Euch auf!
"Hoffentlich können wir bald in Hamburg spielen"
Tim: Danke, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast! Hoffentlich können wir bald mal in Hamburg auftreten. Bleib gesund und pass auf Dich auf! Für alle anderen: Lasst Euch so bald es möglich wird, impfen! Lasst uns alle zusammen dafür sorgen, dass es bald wieder Konzerte gibt!
"Adirondack" ist die dritte offizielle Veröffentlichung von Speak, Memory nach "Selfish" und "Value To Survival" von 2014. Die EP erscheint am 7. Mai 2021. Die Band besteht aus Timothy Miller (Gitarre, Gesang, Effekte, Bell), Cody Fowler (Bass) und Jonathon Thomas (Drums).