Wildbienen Arten und Gruppen
Neues vom Bienenbalkon
Die Wildbienen sind wieder da! Beziehungsweise: Sie sind aufgewacht. Nach und nach krabbeln die unterschiedlichsten Arten aus unseren Insektenhotels und erkunden ihre Umgebung.
Dass wir im Winter in eine andere Wohnung gezogen sind, scheint sie nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Sie fühlen sich sichtlich wohl. Was kein Wunder ist: Nicht nur unser neuer Balkon bietet ihnen jede Menge willkommenes Futter. Hier in der Gegend gibt es statt einer Fußgängerzone und einer breiten Straße jede Menge blühende Obstbäume und Blumenbeete. Die Bienen sind also in ihrem Element.
Aus den Häuschen schlüpfen schon längst nicht mehr "nur" Rote Mauerbienen. Wir haben auch schon Senf-Blauschillersandbienen, Fleckenbienen, Gehörnten Mauerbienen und graue Sandbienen beim Auszug beobachtet. Sie umschwirren jetzt ihre Behausung, sorgen emsig für Nachwuchs und bestäuben die Tomatenpflanzen und alles, was sonst noch so bei uns wächst.
Vor Kurzem habe ich ein paar Bilder gemacht, ich teile sie in den beiden Bildergalerien unten mit Euch. Zwar seht Ihr auf den Fotos nicht alle Sorten, die bei uns unterwegs sind, Ihr bekommt aber auf jeden Fall einen kleinen Eindruck.
Wildbienen schützen
Wenn wir die Natur schützen wollen, ist es besonders wichtig, dass wir uns um die Wildbienen sorgen. Viele Sorten sind inzwischen vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Warum dazu auch die Zucht von Honigbienen beträgt, erfahrt Ihr hier.
Zu den Wildbienen zählen alle Bienenarten der Überfamilie Apoidea. Außer natürlich den Honigbienen und ihren wild lebenden Urformen. Umgangssprachlich ist mit der Bezeichnung "Biene" fast ausschließlich die bekannteste Bienenart, sprich, die Westliche Honigbiene, bekannt. Um sie auszuschließen, hat man sich auf den Begriff "Wildbiene" geeinigt. Biologisch gesehen hat er allerdings keine Relevanz. Zoolog⋆innen bezeichneten sie eine Zeitlang als Blutbienen. Davon ist man inzwischen allerdings wieder abgekommen.
Anders, als viele vielleicht vermuten, zählen auch die unterschiedlichen Hummelarten sowie Pelzbienen zu den Wildbienen. Diese unterscheiden sich vor allem durch ihre Lebensweise. Insgesamt gibt es drei verschiedene "Bienentypen": Die kollektiv lebenden Bienen, die solitär lebenden Bienen und die Kuckucksbienen.
Kollektiv lebende Wildbienen
Die kollektiv lebenden Bienen sind am bekanntesten. Zu ihnen gehören die wenigen Arten domestizierter Honigbienen sowie Hummeln. Die kollektiv lebenden Bienenarten betreiben Brutpflege. Das bedeutet: Sie treten mit ihrem Nachwuchs in Wechselwirkung und versorgen und füttern ihn. Besonders darin unterscheiden sie sich von ihren Verwandten, den Solitärbienen. Die Nestanlage wird von mehreren Weibchen genutzt. Sie bilden gemeinsam die sogenannten Bienenvölker. Innerhalb der Völker herrscht eine strenge Hierarchie, die von der Bienenkönigin beherrscht wird.
Honigbienenvölker leben über viele Jahre in Gemeinschaft. Bei den anderen sozialen Bienen (zu denen auch die Hummeln zählen) läuft es etwas anders ab. Sie lösen ihre Staaten nach einem bestimmten Zeitraum ab und die Bienen sterben. Die junge, befruchtete Königin überlebt als einziges Tier. Sie fliegt aus und sucht sich zum Überwintern ein Versteck (zum Beispiel ein Insektenhotel). Im Frühling gründet sie dann eine neues Volk und der Kreislauf beginnt von vorne.
Furchenbienen zum Beispiel haben verschiedene Unterarten, die verschiedene soziale Lebensweisen haben. Einige von ihnen bauen Nestaggregationen. Das bedeutet: Mehrere Weibchen nisten in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. Andere Arten bauen ein gemeinsames Nest. Außerdem gibt es einige, die echte Arbeiterinnen innerhalb ihrer Völker haben. In diesem Fall sind einige der Weibchen ausschließlich mit der Versorgung des Gemeinschaftsnests beschäftigt. Eigenen Nachwuchs ziehen sie nicht groß. Diese Bienen leben somit eusozial.
Solitär lebende Bienen
Solitär lebende Bienen bezeichnet man auch als Einsiedlerbienen. Woher sie ihren Namen haben, wird schnell klar. Sowohl die Weibchen als auch die Männchen verbringen ihr Leben alleine. Sie überwintern meistens als Puppen oder Jungbienen. Ein Insektenhotel kann ihnen guten Schutz bieten. Wenn sie im Frühling aus den Brutröhren kommen, sorgen sie für Nachwuchs. Die Solitärbienen leben nur wenige Wochen, die sie rein damit sowie mit dem Nestbau und dem Sammeln von Nektar und Pollen verbringen. In die gerade frei gewordenen Röhren im Insektenhotel zieht also sogleich wieder Nachwuchs ein (wie in unseren Insektenhotels, die diesen Winter erfolgreich mit uns umgezogen sind, seit ein paar Jahren).
Nur ein kleiner Teil der Blütenpollen und des Nektars, den die Bienen sammeln, fressen sie selbst. Der Hauptteil dient ihnen zum Bau ihrer Brutzellen, in denen sie nach und nach ihre Eier ablegen. Verschlossen werden die Zellen dann mit einer Schicht aus Lehm, ehe die nächste Zelle angeschlossen wird. Die Larven fressen sich dann während ihres Entwicklungsprozesses und beim Ausschlüpfen erstmal mit dem eingelagerten Blütenstaub satt, ehe sie ins Lebens starten. Wie das genau funktioniert, könnt Ihr hier nachlesen. Rund 95 Prozent aller Wildbienen sind Einsiedlerbienen. Auch die eingangs von mir erwähnte Senf-Blauschillersandbiene und die Rote Mauerbiene, die für ihren wunderschönen Hochzeitstanz bekannt ist, gehören zu den Solitärbienen.
Kuckucksbienen
Kuckucksbienen verzichten komplett auf den Nestbau. Das unterscheidet sie von den anderen beiden Wildbienen-Gruppen. Genau wie Kuckucke, nutzen sie den Nestbaubetrieb anderer Bienen für ihre Brut.
In den meisten Fällen suchen sie sich eine Solitärbiene und kundschaften ihr Verhalten aus. Sobald sie sich auf die Suche nach Pollen begibt, ergreifen sie ihre Chance und legen ihre Eier in das vorbereitete Nest. Die Eier der fleißigen Nestbauerin fallen zum Teil ihnen und ihren Jungen zum Opfer. Anders als die Solitärbienen legen sie nämlich keine Vorräte an.
Wenn sich zum Beispiel in einem Insektenhotel oder einer anderen "Bienenunterkunft" mehr Kuckucksbienen ansiedeln, als üblich, kann es sein, dass die Population beider Gruppen zusammenbricht – es entsteht ein gefährliches Ungleichgewicht. Den Solitärbienen bleibt nichts anderes übrig, als nach und nach eine neue Population aufzubauen. In Deutschland sind rund 25 Prozent aller Wildbienen Kuckucksbienen. Zu ihnen zählen zum Beispiel die Kegelbienen und die Fleckenbienen.
Wenn Ihr bei Euch daheim ein bisschen Platz habt, neugierig seid und gerne etwas für den Bienenschutz tun möchtet, kann ich Euch nur dazu raten, es mal mit einem Insektenhotel zu versuchen. Bienen sind wirklich dankbare Gartenbewohner. Ihr braucht eigentlich nur dafür zu sorgen, dass sich immer genug bienenfreundliche Pflanzen in ihrer Umgebung befinden und das Insektenhaus vor Regen geschützt bleibt. Mehr brauchen sie nicht. Außerdem sorgen sie natürlich dafür, dass das Ökosystem nicht aus dem Gleichgewicht gerät und bei Euch alles schön wächst und gedeiht.