Stryfe im Interview
Unsere Release-Show haben wir im Whiskey A Go Go gespielt
Stryfe beschreiben sich selbst als Metal-Band mit lebendigen Sound, geprägt von Heavy Rock Akzenten mit einschmeichelnden Akkordarrangements und kraftvollen, fesselnden Vocals. Ihr progressiver Sound ist melodisch und emotional – stilistisch beeinflusst von Genres wie Death Metal bis hin zu klassischen armenischen Klängen.
Ich hatte jetzt die Chance, mit Sergio Ochoa (Gesang), Kar Khurshudyan (Gitarre), Karo Torosyan (Bass) und Derik (Dero) Vardumyan (Schlagzeug) über ihr Debütalbum "Cursed Theatre", ihre Inspirationsquellen und Zukunftspläne zu sprechen.
Anne: Danke, dass Ihr Euch die Zeit für dieses Interview nehmt! Es ist mir eine große Ehre, Euch kennenzulernen. Wie geht es Euch im Moment? Wie läuft die Promo für Eurer Debüt-Album "Cursed Theatre" bis jetzt?
Stryfe: Danke Anne, wir freuen uns auch sehr. Uns geht es gut. Die Promo für das Album läuft hervorragend. Wir sind oft überwältigt, von dem positiven Feedback, das wir bekommen. Wir werden unsere harte Arbeit auf jeden Fall fortsetzen, um sicherzustellen, dass wir mit unserer Musik so viele Menschen, wie möglich erreichen.
Anne: Die Platte ist übrigens großartig geworden! Eure Musik ist so melodisch und spannungsvoll. Sie steckt voller Emotionen – von zart bis intensiv. Es klingt für mich wie eine Symphonie der letzten paar Jahre. Was hat Euch dazu inspiriert, diese grandiosen Songs zu schreiben?
"Die Menschen um uns herum inspirieren uns"
Stryfe – "Cursed Theatre"
Sergio: Danke Dir! Es bedeutet uns sehr viel, dass Dir die Platte gefällt. Wir ziehen unsere Inspiration aus unserem Alltag, aus Dingen, die uns oder den Menschen um uns herum und in der Welt passieren.
Anne: Eure Musik erinnert mich an die von Bands wie Tool, Chevelle, System Of A Down und Karnivool. Inspiriert Euch ihre Musik?
Kar: Auf jeden Fall. Einige dieser Bands sind sehr wichtig für uns. Sie inspirieren uns auf eine passive Art sehr. Wir setzen uns natürlich nie hin und entscheiden, einen Riff zu schreiben, der nach Tool oder System oder irgendjemandem sonst klingt. Ich fühle aber, dass all die Musik, die wir hören, uns inspiriert und beeinflusst. Das geschieht auf eine sehr unterbewusste Weise und das hört beim Rock-Genre längst nicht auf.
Anne: Eines der Highlights auf Eurem Album ist für mich der Song "Velvet Revolution". Ich habe gelesen, dass er eine politische Hymne ist – inspiriert von der Samtenen Revolution, die 2018 in Armenien stattfand und im Aufstieg des Premierministers Pashninyan gipfelte. Habt Ihr eine persönliche Verbindung zu diesem Thema? Möchtet Ihr darüber sprechen?
Karo: Ja, ich spreche gerne über alles. Wir haben eine persönliche Verbindung zu dem Thema, da drei unserer Bandmitglieder aus Armenien stammen. Wir haben Familie und Freunde dort und was in Armenien passiert, betrifft uns sehr direkt. Das Interessante ist, dass Sergio die Lyrics zu dem Song geschrieben hat. Als diese Dinge geschahen, hatten wir die Idee, einen Song darüber zu schreiben.
Ich selbst habe eine Menge Zeit damit verbracht, Sergio die Geschichte hinter diesen Geschehnissen zu erklären. Ich habe ihm von den letzten paar Jahrzehnten, die Armenien hinter sich hat, erzählt. Er hat einen großartigen Job gemacht und all das in ein sehr kondensiertes Format gebracht. Manchmal bekomme ich immer noch Gänsehaut, wenn ich den Text dieses Songs höre.
"Velvet Revolution" handelt von der Samtenen Revolution in Armenien
Eine Sache, die wir klarstellen wollen, ist, dass es keinesfalls unsere Intention war, einen Anführer über einen anderen zu stellen oder irgendeine politische Partei zu unterstützen. Wir finden es inspirierend, wenn Menschen die Dinge selbst in die Hand nehmen und für sich, ihre Würde und ihre Rechte eintreten. Der Song ist für die Welt und für alle Menschen, nicht nur für die in Armenien und für Armenier⋆innen.
Anne: System Of A Down haben auch über die Samtene Revolution gesungen. Steht Ihr in Kontakt mit ihnen?
Dero Wir sind mit System verbunden, weil wir auf jeden Fall Fans ihrer Musik sind. Alle Mitglieder von System haben armenische Wurzeln. Genau wie drei von uns – wie gerade erwähnt. Übrigens betrachten wir Sergio als armenischen Ehrenbürger.
Anne: Wie würdet Ihr die heutige Musik-Szene von L.A. beschreiben? Würdet Ihr sagen, dass sie sich während der Pandemie-Jahre verändert hat?
"Die Musik-Szene nimmt langsam wieder Fahrt auf"
The L.A.-based metal band Stryfe
Sergio: Die Abläufe haben sich während der Pandemie definitiv verlangsamt. Wir sehen aber auch, dass sie langsam aber sicher wieder Fahrt aufnehmen. Die Menschen können nur für eine bestimmte Zeit ohne Live-Musik leben, also sind wir auch im Hinblick darauf optimistisch eingestellt. Am 12. August hatten wir einen tollen Auftritt im weltberühmten Whiskey A Go Go. Das war unsere Album-Release-Show. Am 8. Oktober haben wir noch eine Show auf einem abgefahrenen Biker-Festival im San Manuel Stadium gespielt.
Anne: Eure Songs handeln vom Wachstum und dem individuellen Streben hin zu einer besseren Version jedes Menschen und von der manchmal gewundenen und holprigen Straße auf dem Weg dorthin. Glaubt Ihr, dass es dieses Streben und der niemals endende Kampf nach Verbesserung ist, der uns als Menschen so verletzlich und wütend macht?
Kar: Das ist eine tolle Einschätzung. Es kann auf jeden Fall sein. Wie Du gesagt hast: Es ist eine gewundene und holprige Straße, also kann während dieses Prozesses alles Mögliche passieren. Du kannst zum Beispiel plötzliche Momente der Verletzlichkeit oder der Wut erleben. Ich denke, dass unsere Songs oft den Weg widerspiegeln, wenn sie sich entwickeln. Unsere Haupt-Message für die Menschen ist, dass man am Ende dieser Reise stärker ankommt und irgendwann das Licht am Ende des Tunnels sehen wird.
Anne: Ihr habt "Cursed Theatre" mit Jens Bogren in den Fascination Street Studios gemacht. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Kar: Jens hat das Mastering für unser Album gemacht, nachdem wir es selbst aufgenommen hatten – danke für die großartige Unterstützung an unseren Freund Serge Elkony an dieser Stelle – und er hat einen großartigen Job gemacht. Das Mastering mit Jens zu machen, war super. Er ist ein echter Profi – das hat uns den Prozess sehr erleichtert.
Anne: Euer Sound ist sehr professionell und gut ausbalanciert. Ich bin sicher, Ihr hattet vor der Gründung von Stryfe 2019 schon in anderen Konstellationen Musik gemacht?
"Wir sind stolz auf das, was wir bis jetzt erreicht haben"
Karo: Ja, wir waren vor Stryfe alle an zahlreichen Projekten beteiligt. Aber Stryfe an sich gibt es auch schon weit länger als seit 2019. Wir mussten einige Schwierigkeiten mit dem Wechsel von Bandmitgliedern überwinden. Das kann den Prozess schon ziemlich ausbremsen. Wir sind glücklich, dass wir uns gefunden haben und haben alle das Gefühl, dass wir es schaffen können, unser gemeinsames Projekt nach vorn zu bringen. Wir sind auf jeden Fall stolz auf das, was wir bisher gemeinsam erreicht haben.
Anne: Euer Album dreht sich überall auf der Welt auf den Plattenspielern. Was habt Ihr als Nächstes vor? Eine große Tour? Eine weitere Platte? Wie sehen Eure Pläne aus?
Dero Alles, was Du aufgezählt hast. Wirklich. Wir arbeiten daran, unsere Platte in Sachen Marketing und Promotion voranzubringen. Liveauftritte spielen da natürlich eine wichtige Rolle. Wir haben außerdem auch schon damit begonnen, ein paar neue Songs zu schreiben – bis jetzt kommen wir gut voran. Wenn wir das Gefühl haben, dass es spruchreif wird, werden wir mit den Aufnahmen beginnen und neues Material veröffentlichen.
Anne: Melodien scheinen Euch besonders zu begeistern. Ist das Eure Art, all die düsteren und schönen Hochs und Tiefs des Lebens zu beschreiben?
Kar: Ja, aber vor allem schreiben wir eigentlich genau so unsere Songs. Wir denken in der Regel nicht an diese Dinge, wenn wir schreiben. Wir lassen uns ehrlicherweise einfach von der Musik leiten. Was interessant ist, ist, dass wir oft im Nachhinein feststellen, was Du gerade beschrieben hast. Als kurz gesagt – wahrscheinlich.
"Wir wünschen uns, dass die Kriege aufhören"
Anne: Wenn es eine Sache auf der Welt geben würde, die Ihr ändern könnt. Ein Wunsch, der Euch erfüllt wird. Was wäre es?
Karo: Ich denke, man muss schon ein Soziopath sein, um nicht zu sagen, dass ein Ende aller Kriege dieser eine Wunsch wäre. Es gab einfach zu viele davon in der Geschichte – und leider immer noch.
Anne: Vielen Dank für das Interview! Es war mir eine große Freude! Viel Erfolg für Eure Pläne!
Stryfe: Danke Dir, Anne. Es hat uns sehr gefreut, mit Dir zu sprechen.