Bank Myna Sängerin Maud
"Vor uns liegen spannende Zeiten!"
Bank Myna Sängerin Maud kontaktierte mich vor Kurzem und fragte nach einem Interview. So kam ich auch zum ersten Mal mit der Musik ihrer Band in Kontakt. Die Songs klingen für mich ein bisschen, als würde ich nach Hause kommen. Oder an einen Ort, den ich über einen langen Zeitraum vermisst habe. Als ob etwas, das eine ganze Weile getrennt war, jetzt wieder ganz und an seinem Platz ist.
Die Veröffentlichung der neuesten Platte des Pariser Projekts, "Volaverunt", war ein voller Erfolg: Die haptische Version war bereits nach wenigen Tagen ausverkauft – aus gutem Grund. Mit ihrer Musik haben Bank Myna ein einzigartiges Universum geschaffen, in sich eine düstere Post-Rock Welt mit Drones, Klangexperimenten und doomigen Einflüssen auf eine sehr natürliche und harmonische Art zu etwas vollkommen Neuem verbinden.
Mauds wunderschöne Stimme klingt mystisch und verleiht den dröhnenden Klanglandschaften und dem tiefen und texturreichen Sound von Bank Myna einen märchenhaften Touch.
"Wir arbeiten an neuem Material"
Anne: Hallo, Maud! Vielen Dank, dass Du mich in die Welt von Bank Myna eingeladen hast. Ich liebe Eure Musik! Sie ist so vielschichtig und kraftvoll!
Wie geht es dir heute?
Maud: Danke für Deine Worte! Mir geht es ziemlich gut! Wir hatten heute unsere letzte Probe für 2022 mit der Band, und es war herzerwärmend. Wir hatten ein heftiges und volles Jahr mit der Veröffentlichung unseres Albums und vielen Shows. Außerdem arbeiten wir endlich an neuem Material mit unserem nicht mehr ganz so neuen Schlagzeuger, und wir haben viel Großes vor! Danke, dass Du gefragt hast!
Anne: Euer aktuelles Album ist großartig. Ich höre es mir sehr gerne an. Ihr müsst mit dem Ergebnis Eurer Arbeit sehr zufrieden sein, oder?
Bank Myna – "Volaverunt"
Maud: Es ist eigentlich nicht Teil unserer DNA, zu prahlen. Aber ja, wir sind stolz darauf, und zwar vor allem deshalb, weil es das Ergebnis einer komplizierten und komplexen Zeit für uns ist. Unser ehemaliger Schlagzeuger hatte die Band gerade verlassen, wir hatten keine rhythmische Basis mehr und waren ziemlich verloren. Dieses Album ist ein Erfolg, weil wir drei weiterhin neue Sounds und Tracks geschrieben und produziert haben. Es war eine echte Herausforderung und fühlte sich irgendwie wie eine "Wiedergeburt" an.
Anne: Was hat Euch dazu inspiriert, das Album zu schreiben?
Maud: Nachdem unser Schlagzeuger gegangen war, planten wir einen Auftritt beim Post in Paris Festival drei Monate später. Wir beschlossen, es trotzdem zu versuchen und schrieben die Basis von "Volaverunt" in ein paar Wochen. Es war zunächst eine 30-minütige Improvisation mit verschiedenen Teilen. Wir hatten kein Schlagzeug mehr, also wollten wir uns von Strukturen und Normen befreien und so wenig Grenzen wie möglich setzen! Das zentrale Thema ist die Freiheit.
Anne: Ihr habt erst Anfang des Jahres "Volaverunt" veröffentlicht. Und jetzt arbeitet Ihr schon wieder an neuen Songs? Wie macht Ihr das?
Maud: Wir haben zunächst einige Zeit damit verbracht, die Songs mit unserem neuen Schlagzeuger für unser Live-Set neu zu arrangieren. Er hat es geschafft, alle Tracks zu erweitern und ihnen mehr Tiefe und Kraft zu verleihen. Live klingen sie dadurch nun viel lauter. Es hat uns einige Zeit gekostet, und wir hatten auch ein paar Shows, auf die wir uns konzentrieren mussten. Aber wir arbeiten schon seit Monaten an neuem Material – langsam aber sicher. Ich kann es kaum erwarten, zu entdecken, was wir vier zusammen schreiben können. Es liegen aufregende Zeiten vor uns!
"Mit Rook zu touren war großartig
Anne: Ihr wahrt mit Rook auf Tour! Wie war es?
Maud: Es war ziemlich großartig! Wir hatten ein paar Auftritte in Frankreich und einen in ihrer Heimatstadt Gent. Wir haben es geliebt. Wenn man mehrere Konzerte mit der gleichen Band spielt, entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wir kannten sie nicht sehr gut. Ich verliebte mich in ihre Musik, als ich sie im Mai auf dem Dunk!festival sah und bot an, ein paar Konzerte für uns in Frankreich zu organisieren. Wir hatten ein paar Skype-Telefonate, und das war's. Es war ein bisschen wie ein Sprung ins Ungewisse, aber es hat sich großartig entwickelt. Sie sind wirklich bemerkenswert. Wir haben gerne mit ihnen gespielt und Zeit mit ihnen verbracht. Außerdem sind sie live einfach unglaublich!
Anne: Bitte erzähl mir von der Live-Session, die Ihr vor Eurer Tournee gefilmt habt!
Maud: Eines unserer Labels, Stellar Frequencies, bot uns die Möglichkeit, eine Live-Session zu einem unserer Tracks aufzunehmen. Sie hatten bereits ein paar großartig aussehende und klingende Videos veröffentlicht, also haben wir die Gelegenheit genutzt. Wir haben in einer alten Scheune in Haute-Loire (Frankreich) gefilmt – für uns ein bedeutsamer Ort, der mit zahlreichen Erinnerungen gefüllt ist. Die Scheune ist groß und majestätisch, mit alten Steinen verziert und hat etwas Mystisches. Wir beschlossen, "The Open Door" mit einer brandneuen Einleitung und natürlich mit Schlagzeug zu spielen. Das Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen bei Weitem. Deine Leser⋆innen können sich das Video hier ansehen:
Das Label bereitet auch eine streng limitierte, gedrechselte Vinyl-Edition vor, die von einem der Mitinhaber handbemalt wird. Sie haben so eine künstlerische/DIY-Atmosphäre, ich liebe alles, was sie machen. Schau Dir unbedingt mal ihren kompletten Katalog an!
Anne: Gibt es noch andere Gelegenheiten, bei denen wir Euch derzeit live auf der Bühne sehen können?
Maud: In der Tat, ja! Schon bald! Wir werden am 26. und 27. Januar in Brüssel und in Zottegem (in der Nähe von Gent) auf die Bühne gehen – wieder mit den großartigen Rook! Außerdem planen wir ein paar Auftritte im Mai 2023 in Westfrankreich, und das war's dann mit unserer ausgedehnten "Volaverunt"-Tour!
Anne: Wolltet Ihr schon immer doomige und düstere Post-Musik machen?
Maud: Am Anfang wollten wir an einer Kreuzung zwischen Sigur Rós, Beach House und Warpaint stehen, also würde ich das nicht sagen. Was wir schreiben, spiegelt das wider, was uns gerade inspiriert. Für uns drei/vier gibt es keine⋆n "Hauptkomponist⋆in" innerhalb der Band. Wir schreiben alle gemeinsam. Es gab also nie eine klare Bewegung in Richtung düstere Musik, obwohl sie uns beeinflusst hat, als wir "Volaverunt" aufgenommen haben. Wir befanden uns auch in einer einzigartigen und düsteren Zeit, als COVID-19 unser Zuhause und unser Leben heimsuchte.
Anne: Wenn es eine⋆n Musiker⋆in gäbe, den⋆die Du Dir aussuchen könntest, um mit ihm⋆ihr einige Songs zu produzieren. Wer wäre es, und warum?
"Ich liebe die Musik von Anna von Hausswolff"
Maud: Ich bin musikalisch in Anna von Hausswolff verliebt, seit ich sie 2012 in Göteborg entdeckt habe, also würde ich definitiv sie wählen. Sie besitzt dieses unglaubliche Gespür für Texturen und Fluidität, das unglaublich düster und leuchtend zugleich klingt. Was sie kreiert, ist immer so eindringlich. Es scheint, als ob es einem organischen/körperlichen Muster folgt. Es ist einfach herausragend.
Anne: Glaubst Du, dass es der Sound unserer Zeit ist?
Maud: Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass die Welt nicht so finster ist, wie unsere Musik klingt, und dass man an verschiedenen Stellen ein wenig Licht finden kann! Jemand hat uns einmal gesagt, dass wir zu fröhlich sind, um solche Musik zu spielen. Ha ha!
Anne: Wofür steht der Name Bank Myna?
Maud: Ich wünschte, ich hätte eine tolle Geschichte oder ein Konzept für Dich, aber das ist leider nicht der Fall! Also, lass mich erzählen, wie es dazu kam! 2013 hatten wir gerade ein festes Line-up, und wir wollten auf demokratische Weise arbeiten. Wir wollten also unbedingt, dass alle mit dem Namen der Band einverstanden sind. Keiner von uns stammte aus Paris, aber wir lebten alle dort, also beschlossen wir, eine Liste von Zugvögeln zu nehmen. Zugvögel, weil wir uns entwurzelt fühlten, und Vögel, weil wir luftige Musik und ätherische Atmosphären mögen. Der Name "Bank Myna" fiel uns sofort ins Auge, und wir mochten, wie er klang und aussah. Nun ja, die Ufermaina ist nichtmal ein Zugvogel, aber was soll's. Von ihr haben wir unseren Namen: Bank Myna!
Anne: Ich glaube, es gibt heutzutage eine Menge großartiger Post-Musik aus Paris. Wie würdest Du als Bürgerin der Stadt die Musikszene dort beschreiben? Ist sie in den letzten Jahren noch lebendiger geworden?
Maud: Es ist tatsächlich eine recht lebendige Szene, aber gleichzeitig auch relativ klein. Man sieht oft die gleichen Gesichter bei den Konzerten (was sehr bemerkenswert ist). Es ist viel los, und das schon seit einigen Jahren. Es gibt sogar ein unglaubliches Post-Festival namens "Post in Paris", das ich wärmstens empfehlen kann!
Zu den Post-Paris-Bands, die ich mag, gehören: Nordkapp (sie haben eines meiner Lieblingsalben von 2021 veröffentlicht!), Echo says echo (sie haben ein großartiges Album namens "Pause" veröffentlicht, ich kann es kaum erwarten, was als nächstes kommt!), Frise Lumière (experimentelle und minimalistische Bassgitarre), When waves collide (erstklassig!). Lost in Kiev haben auch gerade ein tolles Album veröffentlicht. Und der Favoriten meiner Favoriten, sind Oiseaux-Tempête !
Anne: Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast! Es war mir eine Ehre!
Maud: Danke Dir! Ich habe es sehr genossen. Ich wünsche Dir schöne Feiertage!