An Evening With Knives
"Wir möchten mit unserer Musik immer eine Geschichte erzählen"
Das neue An Evening With Knives Album "FNR Sessions" ist etwas ganz Besonderes: die Band hat es in ihrer Heimatstadt Eindhoven aufgenommen – an einem Ort der Musik und der Gemeinschaft. Das Ergebnis ist ein wunderbares, energiegeladenes Zusammenspiel komplexer Songstrukturen voll Gefühl, Drive und magischer Momente.
Zur Feier des Tages habe ich mit Sänger, Gitarrist, Songwriter und Bandgründer Marco telefoniert und mich mit ihm Interview über die Platte, ihre Entstehung und die Entwicklung der Band unterhalten. Dabei habe ich nicht nur einiges über die geplante An Evening With Knives Tour erfahren – Marco hat mir einige spannende Geheimnisse der Band verraten!
Anne: Hi Marco! Danke, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst! Ich freue mich, mit Dir zu sprechen!
Marco: Die Freude ist ganz meinerseits!
Anne: Gratulation zu Eurem neuen Live-Album "FNR Sessions"! Ihr müsst sehr zufrieden mit Eurer Arbeit sein, es ist wunderbar!
Marco: Danke für die Komplimente! Wir sind tatsächlich sehr zufrieden damit. Meiner Meinung nach sind vor allem die Live-Videos super geworden. Wir haben eine tolle Show gespielt – um ehrlich zu sein, war es atemberaubend – für eine Band unseres Levels und unserer Größe! Wir sind also mehr als glücklich, mit dem Album und der Qualität.
Anne: Möchtest Du mir mehr über den Aufnahmeprozess erzählen?
"Wir haben unser Album im Effenaar in Eindhoven aufgenommen"
An Evening With Knives
Marco: Hier in Eindhoven gibt es diese Hauptkonzerthalle namens Effenaar. Sie haben ein paar Künstler⋆innen die Möglichkeit geboten, im Rahmen eines Projekts Video-Events zu machen. Sie haben uns ihre kleine Halle plus ein Video- und ein Sound-Team zur Verfügung gestellt und wir haben unser komplettes Konzert aufgenommen. Sie haben uns mit den verschiedensten Kameras aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln gefilmt und jedes Detail eingefangen. Das war für uns ein großartiges Erlebnis!
Anne: Kannst Du mir ein paar Details über Eure geplante Tour als Support Eures Live-Albums verraten? Sie beginnt ja mit Eurer Release-Show in Eurer Heimatstadt Eindhoven, oder? Ich bin mir sicher, Ihr habt dort eine Menge Fans, oder?
Marco: Ja, Eindhoven ist für uns wie unser zentraler Anlaufpunkt mit vielen Freund⋆innen. Diese Kombination macht es immer zu einem großen Spaß, hier zu spielen!
Wir haben jede Menge Tourdaten auf unserer Webseite gepostet1. Ein paar Shows werden wir auch in Deutschland spielen. Zum Beispiel im Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund mit Earthship and Scorched Oak on Saturday am 4. Februar und am 12 Mai mit Weedpecker in Köln. Am 7. Oktober werden wir in Bonn spielen. Hauptsächlich spielen wir zwar in den Niederlanden und in Belgien, aber ein paar Konzerte haben wir auch für Deutschland organisiert.
Anne: Eure Musik ist sehr vielseitig – niemand kann sie in irgendwelche Schubladen stecken und ich denke, das ist, was ich daran besonders mag. Man kann Einflüsse aus all den Stilrichtungen, die ich so sehr liebe hören – von Post-Whatever über Doom und Sludge bis hin zu Stoner. Wie würdest Du sie beschreiben?
"Wir mögen viele verschiedene Musik-Genres"
Marco: Es gibt wirklich keine konkrete Antwort auf diese Frage. Heutzutage, mit Jaron am Schlagzeug, bekommen wir mehr diesen Post-Metal-Vibe, glaube ich. Es gibt außerdem eine Menge Stoner-Rock und sogar eine kleine Spur Grunge hier und da. Und Psychedelic Rock. Ich denke, Du kannst jede Menge Boxen anhaken (lacht).
Anne: Das klingt gut! Würdest Du also sagen, dass sich alles, was Ihr gerne hört, auf die ein oder andere Art auch in Eurer Musik widerspiegelt? Wer sind denn Eure größten Einflüsse in Richtung Künstler⋆innen und Bands?
Marco: Ich glaube, da ist es ganz ähnlich. Wir drei haben irgendwann mal in der New Metal/Metal-Ecke angefangen. Wir hören zum Beispiel alle gerne Tool. Ich höre im Moment Lift und Lowrider. Weedpecker ist tatsächlich einer meiner Favoriten. Das ist lustig, weil Weedpecker tatsächlich sehr Gitarren-orientiert sind. Wenn ich mir meine Spotify-Plays des letzten Jahres ansehe, sehe ich auch viele Projekte aus den 1970ern wie The Allman Brothers Band. Als ich Weedpecker letztes Jahr zum ersten Mal live gesehen habe, wusste ich, warum ich diese Band so gerne mag: Es liegt daran, dass eine Menge aus dieser Richtung kommt. Es gibt so viel Gitarren-Sound! Also ja: die Rockmusik der 1970er-Jahre ist ein wichtiger Einfluss für mich.
Es wird Dich vielleicht auch überraschen, dass ich eine Menge Funk höre. Ich mag die Meters und all diese Bands sehr. Genauso, wie zahllose unterschiedliche Bands und Künstler⋆innen, die der Grund dafür sein könnten, warum sich unsere Musik zu dem entwickelt hat, was sie heute ist – wir können sie nicht in ein Genre stecken.
Anne: Aber das ist ein ziemlicher Vorteil, oder? Ich meine, Ihr seid nicht wie all diese Bands, die immer wieder dasselbe Ding wiederholen und falls sie es nicht tun, werden ihre Fans sauer.
Marco: Ja, das stimmt. Aber es kann auch eine Herausforderung sein. Man muss diese wirklich spezielle Gruppe aus Leuten finden, die diese Art von Musik mögen. Auf eine Art müssen sie sich mit all den Stilen, die in sie einfließen, identifizieren können.
Anne: Wie siehst Du die Entwicklung und das Wachstum Eurer Band über die Jahre betrachtet?
"Es fühlt sich wie eine neue Ära an"
An Evening With Knives
Marco: Ich denke, wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht, als Jarno sich uns als Drummer angeschlossen hat. Wenn Du unsere Musik von damals und heute vergleichst, kannst Du einen großen Unterschied in der Stimmung erkennen. Wir spielen dieselben Songs und der Groove funktioniert besser. Das kannst Du auch bei unseren Live-Shows sehen. Es fühlt sich so an, als wären mehr Emotionen im Spiel – das Publikum geht auch mehr mit.
Wir haben diese etwa zehn Demo-Songs und wenn wir sie uns anhören, haben wir immer das Gefühl, das eine neue Ära angebrochen ist. Es ist viel energetischer. Ich glaube, wir haben mehr Tempo bekommen. Auch, wenn Du die unsere älteren Aufnahmen mit den neuen auf den "FNR Sessions" vergleichst, hört es sich an, als hätten wir sie eine Stufe höher gesetzt.
Anne: Habt Ihr vor, auf Eurer Tour, neben Eurer neuen Musik vom Live-Album, noch mehr große Überraschungen mit Euren Fans zu teilen?
Marco: Wir werden bei unseren Konzerten zwei komplett neue Songs spielen! Wir haben sie bis jetzt noch nicht aufgenommen, aber das Feedback ist bis jetzt sehr gut und ich denke, wir werden es auf jeden Fall tun!
Anne: Wie entscheidet Ihr, welche Eurer Songs vor einem Konzert auf die Setlist kommen?
Marco: Es hat eine Menge mit der Stimmung zu tun. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir einen Song spielen möchten, setzen wir ihn auf die Liste. Wir sind zum Beispiel sehr mit dem Tempo, dem Drive und dem Spirit unserer beiden neuen Songs zufrieden, darum haben wir uns dazu entschieden, sie live zu spielen.
Wir versuchen mit der Kombination aus Songs außerdem immer eine Geschichte zu erzählen. Es muss einen roten Faden geben, den die Leute verfolgen können. Es versetzt sie in die Stimmung, das Konzert zu genießen. Also zum Beispiel, wenn wir von einem höheren Tempo zu einem langsameren und ruhigeren, wieder zu einem härteren und dann zu einem ruhigeren gehen. Andersherum werfen wir einen Song auch raus, wenn wir das Gefühl haben, er passt nicht. Wir wollen, dass unsere Konzerte auch für uns – und unser Publikum natürlich – interessant bleiben! Wenn man sich zwei oder drei Shows hintereinander anhört, sollte es Unterschiede geben, damit Du sie trotzdem genießen kannst. Viele Leute kommen oft zu unseren Konzerten, um uns spielen zu sehen und wir wollen, dass sie unsere Auftritte genießen!
Anne: Eure Lyrics sind sehr emotional und ich bin mir sicher, dass Ihr beim Schreiben viele Gefühle in sie einfließen lasst. Wie fühlt es sich an, sie vor einem Publikum zu performen?
"Unsere Lyrics sind sehr persönlich"
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Marco: Ja, das stimmt. Sie sind sehr persönlich. Für mich ist das eine Möglichkeit, zu verarbeiten, was in meinem Leben passiert. Wenn ich also in meinem Alltag mit irgendeinem Schmerz zu kämpfen habe, habe ich manchmal das Bedürfnis, einen anderen Song auszusuchen und auf der Bühne eine andere Geschichte zu erzählen. Ich mag es, wenn ich spüre, was ich spiele und natürlich – wie ich schon gesagt habe – abhängig von der Stimmung suchst Du Dir aus, was Du spielst.
Anne: Es ist also eine Menge Persönliches, das Ihr in Eure Songs einfließen lasst – Möchtest Du mir etwas über den kreativen Prozess hinter dem Schreiben erzählen?
Marco: Ein großer Teil des Materials entsteht beim Jammen. Mir fällt also zum Beispiel ein Riff ein und wir fangen an, zu Jammen und nehmen die Session auf. Anschließend höre ich mir den Jam an, suche mir die besten Stellen aus und schneide es zu einem Song zusammen. Ich komme häufig nach dem Proben heim, höre mir unsere Aufnahme an und auf eine Art ist der Song schon vom Jammen da. Ich muss ihn nur noch in Sequenzen zerschneiden, die Reihenfolge ändern und einige Riffs hinzufügen. Bei unserer nächsten Probe zeige ich den anderen dann das Ergebnis und wir arbeiten es weiter aus.
Anne: Es ist also in jeder Hinsicht das, was man als kreativen Prozess bezeichnen würde. Wenn Ihr einen Song schreibt, fangt Ihr mit einer leeren Seite an – ohne vorher ein umfassendes Konzept oder eine Struktur zu haben. Wie wirkt sich das auf Euren Aufnahmeprozess aus, wenn Ihr dann mit einem fertigen Song ins Studio geht?
Marco: Wenn wir ins Studio gehen, sind unsere Songs schon ziemlich gut vorbereitet. Auch, wenn unsere Demos natürlich immer noch anders klingen, als die finalen Aufnahmen, hilft uns das sehr bei der Erfassung des Gesamtbildes. Wir können genau hören, wo wir noch etwas ändern oder hinzufügen möchten.
Darum würde ich auch nicht sagen, dass ich es mag, neue Songs während einer frühen Phase zu veröffentlichen. Wenn wir sie auf eine Platte packen, wird es immer irgendwann eine bessere Version davon geben.
Anne: Ihr müsst also den richtigen Moment finden, in dem Ihr Eure Musik aufnehmt, um sie zu veröffentlichen?
Marco: Ganz genau! Ich denke,"Blackout" ist das perfekte Beispiel dafür. Das Stück ist auf unserer "Fade Out" EP und es gibt auch eine Version auf Spotify. Wenn Du Dir die EP-Version anhörst und die neue Live-Version auf "FNR Sessions" kannst Du den Unterschied hören. Es ist derselbe Song mit denselben Lyrics, aber der Groove und das Tempo sind komplett unterschiedlich. Ich mag die EP-Version von "Blackout", aber ich liebe die Live-Version des Songs auf "FNR Sessions". Wenn Du Dir das anhörst, wirst Du den Unterschied sofort erkennen. Sie sind gleich, aber dennoch komplett unterschiedlich.
An Evening With Knives – "Blackout" EP-Version (2018) vs. "FNR Sessions" Live-Version (2023)
Anne: Du hast mir erzählt, dass die Leute, die sich "FNR Sessions" auf CD kaufen, ein besonderer Bonus erwartet. Möchtest Du mir mehr darüber verraten?
"Wir arbeiten schon wieder an neuen Songs"
Marco: Ja! Sie erhalten einen speziellen Code und bekommen damit Zugriff auf mehr als 80 Fotos, die bei den Aufnahmen entstanden sind, alle "FNR Sessions" Live-Videos und kostenlose MP3-/WAV-Downloads.
Anne: Neben Eurer Veröffentlichung und der geplanten Tour: Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?
Marco: Wir befinden uns derzeit tatsächlich gerade im Schreibprozess! Wir haben bis jetzt noch keine Studio-Sessions geplant, aber es fühlt sich wirklich so an, als würde sich unser Sound weiterentwickeln. Wie erwähnt haben wir bereits etwa zehn neue Songs – das reicht schon fast für zwei komplette Studioalben. Vielleicht warten wir noch, wie unsere zweite Version dieser Stücke klingen wird und dann werden wir anfangen, sie aufzunehmen! Unsere Pläne für die Zukunft lauten also: Schreiben, schreiben, schreiben und sobald wir so weit sind, ins Studio gehen!
Anne: Großartig! Ich freue mich auf neue An Evening With Knives Songs! Danke, dass Du meine Fragen beantwortet hast! Viel Erfolg für Eure Tour!
Marco: Es hat mich gefreut!
An Evening With Knives haben ihr heiß ersehntes Live-Album "Sense of Gravity" gestern veröffentlicht. Ihr findet es auf allen Streaming-Plattformen!
An Evening With Knives - "Levitate" (FNR Sessions)
Lest jetzt meine Review zu "Sense of Gravity" von An Evening With Knives.