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    Supergau in Japan

    Opium für's Volk

    Beitrag von Anne
    24.05.2011 — Lesezeit: 2 min
    Supergau in Japan

    "Frankfurt ist abgestiegen, Augsburg spielt in der ersten Bundesliga, Lena singt beim Grand Prix!"

    Das waren die Themen, die Deutschland in den letzen Tagen zu bewegen schienen. Doch wen interessiert es eigentlich wirklich, ob in Düsseldorf gerade ein Sack Kartoffeln umfällt, oder ob eine schwäbische Provinzstadt nun endlich ihr Spätzle - Verzeihung - Fußballstadion fertigbauen kann? Das ist mal wieder ganz schön viel Opium für´s Volk. Was vor ein paar Wochen in Japan passiert ist (und vor allem: Immernoch passiert!), schien die Damen und Herren von der Boulevardpresse (und somit einen Großteil der Bevölkerung) bis zu den Hiobsbotschaften aus Japan des heutigen Tages, nicht mehr zu interessieren. Erst heute prangt wieder eine Schlagzeile auf der größten Deutschen Großdruckzeitung, zusammen mit einer Meldung über die "Horrokeime" (O-Ton), sowie das "Aschemonster" (O-Ton): "Drei Nachrichten, die uns Angst einjagen!" (O-Ton). Doch was war in der Zwischenzeit los? Die Meiler schmolzen munter weiter vor sich hin, in Deutschland machte man sich Gedanken über "die schlimmsten Grillsünden" und C-Promis in zu enger Badebekleidung.

    Was wirklich passiert ist, geriet in den Hintergrund

    Leider geriet in der Zwischenzeit völlig in den Hintergrund, was in Japan vor sich geht. Lediglich Greenpeace, Campact, sowie einige weitere Organisationen, Zeitungen und Sender berichteten weiter über den Supergau. Erst heute kam der Bericht an die Öffentlichkeit, dass es im März in Fukoshima noch in zwei weiteren Reaktorblöcken zur Kernschmelze gekommen sein soll. Die Betreiberfirma geht davon aus, dass sich die Brennstäbe in den Reaktoren 2 und 3 teilweise verflüssigt haben. Was allerdings noch weit schlimmeres befürchten läßt. Bislang war nur in Reaktor 1 offiziell von einer Kernschmelze die Rede.

    Berichten zur Folge ist die Radioaktivität in einem großen Radius rund um das Kraftwerk so hoch, dass sie von keinem Messgerät mehr erfasst werden kann. Die Betreiberfirma Tepco gibt inzwischen zu, dass sich der größte Teil der  Brennstäbe in den Reaktoren 2 und 3 bereits 60 bis 100 Stunden nach dem Erdbeben verflüssigt haben muss. Der Sprecher des Kraftwerkes meldet mal wieder Stabilität, Glauben sollte man seiner Aussage wohl besser nicht schenken.

    Die geschmolzenen Brennstäbe fressen sich unaufhaltsam durch den Boden ins Grundwasser und ins Meer, die Kraftwerkshülle dürfte wohl in allen drei Fällen längst durchbrochen sein. (Entgegen den immernoch wiedersprüchlichen Aussagen der japanischen Nachrichtensender und des Atomkraftwerkbetreibers.) Wo hin mit dem radioaktiv verseuchten Wasser, das tonnenweise zum Kühlen in die Meiler gepumpt wurde? Wie viel wurde davon schon ungeachtet ins Meer abgekippt? Was tun mit den schmelzenden Kraftwerken? Wie geht es eigentlich der japanischen Bevölkerung? Den unzählbaren Erdbebenopfern? Ist die Menschheit komplett übergeschnappt? Nicht mehr zu retten? Was haben wir uns und noch unzähligen Generationen nach uns mit dieser teuflischen Technologie angetan? Das sind Fragen, die man sich täglich stellen muss!

    Fotos: Gerd Altmann, pixelio.de

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