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    Herbstgedanken

    Tagebucheintrag

    Beitrag von Anne
    18.10.2011 — Lesezeit: 2 min
    Herbstgedanken

    Steve Jobs Lieblingsrollis sind nicht mehr lieferbar. Innerhalb von ein paar Tagen verkaufte der Hersteller die Menge, die sonst in einem Jahr verkauft wird. Sicher erleben die New Ballance Turnschuhe dann gerade auch ein modisches Revival. Obwohl sie ja nicht besonders hübsch sind. Man könnte  das sicher recherchieren.

    Warum sollte sich ein Mann nicht darüber Gedanken machen dürfen, wie man Farben am besten kombiniert? Das zeugt doch nur von gutem Geschmack.

    Grün ist meine Lieblingsfarbe. Ich habe als Kind die grünen Stifte geliebt. Ich fand immer, sie haben einen besonderen Geruch. Als ich vor kurzem meine Wohnung gestrichen habe, ist mir das wieder aufgefallen. Eine schöne Erinnerung. Eine Zeit lang musste bei mir immer alles rot und schwarz sein. Ich habe mir nichts in anderen Farben zugelegt. Irgendwie hat mir das gefallen. Meine Wohnung, meine Kleidung: Alles schwarz und rot.

    Draußen ist alles bunt heute. Es scheint endlich mal wieder die Sonne. Auf das Herbstlaub. Und auf die Fabrikhallen gegenüber.

    Wenn man eine Band wirklich gerne mag, ist es schwierig, einen Lieblingssong zu benennen. Das ist immer stimmungs- und situationsabhängig, wie ich finde. Es gibt nur ein paar ausgewählte Bands, bei denen ich wirklich von einem Lieblingslied sprechen kann. Meistens verbinde ich diese Lieder mit besonders schönen oder nachdenklichen Situationen, die ich erlebt habe.

    Ich möchte mich mehr mit den Songs der Smiths auseinandersetzen. Leider habe ich sie bis jetzt sehr vernachlässigt.

    Katzen schlafen. Und kratzen gelegentlich auch an Türen. Jagen Staubmäuse. Springen auf das Mobiliar. Fressen aus dem Kochtopf, wenn keiner hinsieht. Man verzeiht ihnen das.

    Zähfließender Verkehr auf dem Heimweg bietet mir Gelegenheit, die Passanten auf dem Trottoir zu beobachten. Die Mittvierzigerin auf dem Longboard. Sie stellt sich auf das Brett, lässt es ein paar Meter rollen, entdeckt plötzlich die nahende Bordsteinkante, springt ab, sieht sich um, als hätte sie Angst, jemand könnte sie sehen, und entscheidet schließlich, das Board doch lieber zu tragen. Heim. Zu ihrem Sohn. Der Lehrer hat es konfisziert. Weil er damit auf dem Schulhof gefahren ist. Er wollte wohl wieder Mädchen beeindrucken. Die Älteren aus der Oberstufe, die haben es ihm angetan.

    Der schlaksige Student im Konfirmantenanzug. Die Hose ist ihm etwas zu kurz. Man merkt ihm an, dass seine Schuhe drücken. Er wirkt aufgeregt. Etwas unglücklich, vielleicht auch hilflos. Unterwegs zu dem Vorstellungsgespräch bei der Firma, bei der er nicht arbeiten möchte. Er wollte so etwas nie tun. Er wollte immer für seine Ideale kämpfen. Was für die Umwelt tun. Ein kleines bisschen die Welt retten jeden Tag. Dafür hat er sich jetzt bei einem Online-Portal angemeldet. Er spendet 20 Euro im Jahr an Greenpeace. Eigentlich wollte er selbst mal Wahlfänger jagen. Aber er hat aufgegeben. Er weiß, er wird für einen dieser Konzerne arbeiten, die er früher immer so laut verflucht hat. Eines Tages. Wenn sie ihn bei diesem Vorstellungsgespräch nicht nehmen, dann bei einem der folgenden. 50 Bewerbungen, 3 Vorstellungsgespräche, 1 Job hatte eine gute Freundin zu ihm gesagt, die schon etliche Bewerbungen geschrieben und einige Firmen von innen gesehen hatte.

    Ich setze den Blinker. Warte auf eine Lücke im Gegenverkehr. Biege links ab in die Straße in der ich wohne. Fahre auf den Hof, stelle den Motor ab, ziehe einen Zettel aus dem Handschuhfach und eine Bleistift aus meiner Handtasche und beginne zu schreiben.

    Song des Tages: The Smiths – "Unlovable"

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