Aber es schmeckt doch so gut!
Klimaschutz und vegane Ernährung
"Klimaschutz und vegan? Wieso hängt das zusammen? Warum genau ist es eigentlich gut für die Umwelt, wenn ich vegan lebe?"
Ich werde das sehr häufig gefragt. Daher habe ich mich entschieden, mal ein paar Fakten zum Thema zusammenzutragen.
Veganer betreiben aktiv Klimaschutz
Ganz oft bekomme ich in diesem Zusammenhang auch ein vermeintliches Totschlag-Argument um die Ohren gehauen. Veganer trügen ja durch ihren Sojakonsum zumindest eine Mitschuld an der Abholzung der Regenwälder. Diesen, sowie noch einige weitere Punkte, möchte ich heute gerne mal etwas genauer betrachten.
Auch regionales Fleisch sorgt für Wasserknappheit und Hunger in Entwicklungsländern
Gleich mal vorneweg: Über 80 Prozent der weltweit angebauten Sojabohnen werden zu Viehfutter verarbeitet. Hinzu kommen Biodiesel, Kosmetika, Farben und Kunststoffe. Lediglich zwei Prozent der Bohnen werden tatsächlich zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet und somit auch von Menschen verzehrt.
In diesen zwei Prozent sind auch die großen Mengen an Sojaöl, das beispielsweise in Großküchen gerne zum Frittieren und Braten verwendet werden und das z. B. bei der Margarine-Herstellung zum Einsatz kommt, bereits mit eingerechnet. Es ist also nur ein verschwindend geringer Anteil, der überhaupt zu Tofu oder Sojamilch verarbeitet wird.
Klimaschutz mit Sojamilch aus dem Supermarkt?
Die Sojamilch, die wir bei uns im Supermarkt um die Ecke kaufen, wird aus in Europa angebauten Sojabohnen hergestellt. Soja ist nämlich sehr genügsam und kann nahezu überall kultiviert werden. Das mit dem Regenwald sollte somit schon mal geklärt sein. Außerdem essen Veganer ja auch nicht nur Sojaprodukte, doch das nur am Rande.
Futtermittelsoja hingegen, wird in extrem großen Mengen vorwiegend in Südamerika, den USA und China angebaut und von dort importiert. Die CO2-Emission für Anbau und Transport kann man sich schon mal vage vorstellen. Die Rohdung der Anbaugebiete und die darauf folgende Monokultur sorgt in den Anbaugebieten für Wasserknappheit, Hunger und Artensterben.
Für die "Herstellung" einer fleischlichen Kalorie werden sieben Kalorien aus Pflanzen benötigt
Mal zur Veranschaulichung: Für die Herstellung einer fleischlichen Kalorie werden sieben (!) Kalorien aus Pflanzen benötigt. Wie viele Menschen keinen Hunger mehr leiden müssten, wenn man diese einfach direkt essen würde, kann man sich ganz leicht ausrechnen. Und sie würden nicht nur keinen Hunger mehr leiden, sondern sogar vermutlich sehr satt werden. Fleisch beinhaltet im Durchschnitt ca. 20 Prozent Eiweiß, Soja hingegen etwa 40 Prozent. ( Der Artgenosse )
Aus den Resten, die bei der Sojaölgewinnung entstehen, kann man perfekt Sojaschnetzel herstellen. Von vielen Veganern werden sie gerne gegessen. Sie kommen in zahlreichen Rezepten vor. Ihr Eiweißgehalt liegt sogar bei rund 50 Prozent. Derzeit wird der größte Teil dieses Trockenprodukts (Kann ohne Kühlung sehr lange gelagert werden, was Energie spart, aber dazu später.) noch der Futtermittelindustrie zugeführt.
1 kg Rindfleisch erzeugt so viel Treibgas, wie 1.600 km Fahren auf der Autobahn
In einer Studie hat man an der Universität Wien herausgefunden, dass die "Produktion" eines Kilogramms Rindfleisch soviel Treibhausgas erzeugt, wie eine Fahrt mit einem durchschnittlichen Europäischen Kleinwagen auf der Autobahn über 1.600 Kilometer Entfernung. Geleitet haben die Studie Kurt Schmidinger und Elke Stehfest von der PBL Netherlands Environmental Assessment Agency. Die Rede ist in der Studie von in Brasilien "erzeugtem" Rindfleisch.
Der zusätzlich anfallende CO2-Ausstoß, würde man das Fleisch anschließend nach Deutschland transportieren, ist in den errechneten 335 Kilogramm CO2 (Kohlendioxid) noch gar nicht enthalten.
Die Bilanz von in Brasilien "produziertem" Rindfleisch fällt besonders schlecht aus, weil sich die Weideflächen dort auf ehemaligem Regenwaldgebiet befinden. Wie die Vereinten Nationen berichten, gehen rund 70 Prozent der abgeholzten Regenwaldflächen auf das Konto derartiger Weideflächen. Der Rest fällt, bis auf einen sehr kleinen Teil, dem Anbau von Futtermitteln zu.
Irische Rinder belegen Platz zwei
Die Irischen Rinder belegen auf dieser traurigen Liste Platz zwei. Gefolgt von den Niederländischen mit 2,1 Kilogramm CO2 pro Kilo auf Platz vier. Laut besagter Studie weisen eiweißreiche, pflanzliche Nahrungsmittel mit Abstand die besten Klimawerte auf. Die Herstellung z. B. von 1 Kilogramm Tofu oder Tempeh erzeugt laut Schmidingers und Stehfests Berechnungen 3,8 bzw. 2,4 Kilogramm CO2. Das sind 19 bzw. 12 Kilometer auf der Autobahn.
Kurt Schmidinger zieht folgende Bilanz aus seiner Studie:
Pflanzliche Lebensmittel schneiden unter Einbeziehung aller ethischen Aspekte der Welternährung sowie aus Klimaschutz -Gründen tatsächlich wesentlich besser ab, als tierische Produkte. ( VEBU )
Wenn man die Klima-Schädlichkeit verschiedener Ernährungsformen pro Kopf und Jahr betrachtet, sieht das folgendermaßen aus:
Menschen, die fleischliche Kost bevorzugen, haben somit durch ihre Ernährung einen 7,5 mal höheren CO2-Verbrauch, als Veganer. Den nicht unerheblichen Methan-Ausstoß erstmal außen vor gelassen. Das Treibhausgas Methan ist noch 30 mal schädlicher für das Klima, als CO2. Es ist mit rund 20 Prozent für den anthropogenen Treibhauseffekt verantwortlich.
Methan sollte man nicht unterschätzen
Rund 37 Prozent der weltweit anthropogenen, emittierten Methan-Menge stammen direkt oder indirekt aus der Tierhaltung. Der größte Teil davon kommt durch die Fermentationsprozesse im Magen von Wiederkäuern (Rindern) zustande. Somit sind 7,4 Prozent des anthropogenen Treibhauseffekts auf die Methan-Emissionen von Rindern zurückzuführen. Der Transport ist hier noch gar nicht mit eingerechnet. (Zahlen: Wikipedia )
Den ökologischen Fußabdruck berechnen
Jetzt gehts ans Eingemachte. Auf der Seite Footprint Deutschland kann jeder seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck ausrechnen. Ich rate das jedem auch mal zu tun. Als vegan lebende Fußgänger/Bahnfahrer waren wir sehr überrascht von unserem Ergebnis.
Für Euch habe ich mal zwei Fußabdrücke ausgerechnet. Meine Protagonisten, nennen wir sie mal Omni und Vegani , sind Nachbarn. Beide sind sich sicher, etwas für den Klimaschutz zu tun. Omni isst jeden zweiten Tag Fleisch, gelegentlich Fisch und nimmt täglich Milch, Butter und Eier zu sich. Vegani ernährt sich pflanzlich und kauft außerdem Lebensmittel in Bioqualität. Der einzige Unterschied zwischen den beiden ist ihr Ernährungsstil.
So gleich und doch verschieden
Beide wohnen in einem Mehrfamilienhaus mit mehr als vier Wohneinheiten. Sie haben je 80 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung und führen beide einen 2-Personen-Haushalt. Beide heizen mit Erdgas und halten im Winter eine Temperatur von 18 bis 20 Grad in der Wohnung. Das Haus, in dem sie wohnen wurde seit 1995 nicht mehr renoviert. Sie beziehen beide zertifizierten Ökostrom und verbrauchen mäßig viel davon. Sie benutzen beide Energiesparlampen und schalten alle Geräte nach Gebrauch aus. Das gilt auch für das Licht in nicht genutzten Räumen aus.
Sie sehen rund zwei Stunden am Tag fern. Den Computer benutzen sie rund drei Stunden am Tag, die Stereoanlage eine Stunde, die Waschmaschine mehrmals in der Woche, die Dusche 30 bis 60 Minuten pro Woche. Das warme Wasser heizen sie mit Strom. Sie geben je rund 50 bis 100 Euro im Monat für Konsumgüter aus. Sie benutzen beide Recycling-Papier.
"Werbung - Nein, danke!" - Für das Klima
Beide haben ein "Werbung - Nein, danke!"-Schild am Briefkasten angebracht und geben rund 30 bis 70 Euro für Kosmetikprodukte aus. Sie kaufen beide alle ein bis drei Monate ein Kleidungsstück und keine Second Hand Kleidung. Ihren Müll leeren sie ungefähr ein bis zwei Mal in der Woche aus und trennen Papier, Kompost, Plastik und Glas. Sie trinken meistens Leitungswasser und Tee und legen beide rund 4.000 Kilometer im Jahr zu Fuß und mit dem Fahrrad zurück, 10.000 mit dem Auto und nehmen ein bis zwei Personen mit, wenn sie mit dem Auto fahren. Sie fahren beide nie Motorrad und legen pro Tag 25 Kilometer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück.
Ihre Fußabdrücke sind dennoch grundverschieden
Omnis Fußabdruck beträgt 4,78 Hektar. Die Fläche setzt sich zusammen aus:
- 22 % Wohnen und Energie
- 19 % Konsum
- 43 % Ernährung
- 16 % Verkehr
Der Kommentar darunter lautet:
Ein fairer Fußabdruck sollte lediglich 1,8 Hektar groß sein. Wenn alle Deinen Lebensstil haben, benötigen wir 2,66 Erden.
Veganis Fußabdruck beträgt 3,5 Hektar. Die Fläche setzt sich zusammen aus:
- 38 % Wohnen und Energie
- 32 % Konsum
- 1 % Ernährung
- 29 % Verkehr
Der Kommentar darunter lautet:
Ein fairer Fußabdruck sollte 1,8 Hektar groß sein. Wenn alle Deinen Lebensstil haben, benötigen wir 1,94 Erden.
Wir alle tragen selbst die Verantwortung für unseren ökologischen Fußabdruck. Jedem Fußabdruck wird noch ein kollektiver Fußabdruck zugeordnet. Dieser fasst den Ressourcen-Verbrauch für den Bau der Infrastruktur (öffentliche Gebäude, Krankenhäuser, Straßen etc.) zusammen.
Wie erziele ich einen fairen ökologischen Fußabdruck?
Allein schon durch den kollektiven ökologischen Fußabdruck ist des hierzulande nicht möglich, einen fairen Fußabdruck zu erzielen. Es ist somit nicht nur ein Umdenken innerhalb des privaten Umfeldes vonnöten, wenn wir die Umweltzerstörung und somit den Klimawandel aufhalten wollen. Dennoch sollten wir alles dafür tun, unseren persönlichen Fußabdruck so klein zu halten, wie es uns möglich ist.
In Deutschland beträgt der durchschnittliche ökologische Fußabdruck 5,1 Hektar. 25 Prozent fallen dabei auf Wohnen und Energie, 18 Prozent auf Konsum, 35 Prozent auf die Ernährung und 22 Prozent auf den Verkehr.
Anmerkung: Diesen Artikel veröffentliche ich heute in etwas abgewandelter Form zum zweiten Mal. Zuletzt ist er hier im Blog am 30. Juli 2014 erschienen. Das Thema hat seitdem nicht an Brisanz verloren. Auch die Zahlen sind nach wie vor aktuell. Der Klimawandel macht sich auf der Erde immer mehr bemerkbar. Es ist an der Zeit, zu handeln. Klimaschutz geht uns alle an!
Quellen: VEBU, Der Artgenosse, Wikipedia, Footprint Deutschland, Naturschutz Sylt