Amanda Palmer veröffentlicht neue Texte
"Getting Strangled As Gracefully As Possible, Or A Year In The Belly Of The Whale"
Nach ihrem grandiosen letzten Album "There Will Be No Intermission" von 2019 und ihrer kurzen Auszeit meldet sich Amanda Palmer mit neuen Texten und Bildern von ihrem derzeitigen Aufenthaltsort in Neuseeland zurück.
Die Texte in "Getting Strangled As Gracefully As Possible, Or A Year In the Belly Of The Whale" sind sehr persönlich. Sie schreibt vom Tod ihres besten Freundes Anthony, ihrer Schwangerschaft mit Baby Ash und ihrer Ehe. Sie erzählt von ihren Ängsten durch die Corona-Pandemie und die Veränderung ihrer Lebensumstände.
Persönliche Texte von Amanda Palmer
Das Werk, das sich ein bisschen liest, wie ein Tagebuch, hat sie auf Patreon und auf Medium veröffentlicht. Ihr könnt es also jederzeit lesen, wenn es Euch wie mir geht und ihr gerne erfahren möchtet, wie es der Künstlerin in den letzten Monaten ergangen ist. Oder besser gesagt: vielen Künstler⋆innen, die durch wegfallende Auftritte und Tourneen dazu gezwungen wurden, ihr Leben von einem Tag auf den anderen neu zu erfinden – ohne Vorbereitung oder Vorwarnung
Amanda Palmer. Foto/picture: © Amanda Palmer/Duncan Innes
"Getting Strangled..." handelt von Brüchen, Veränderung, Trauer und Liebe. Vom Loslassen der persönlichen Gewohnheiten, von Abschied und Neuanfang. Vom Tod und Geburt – von Ideen und von Menschen. Amanda schreibt, sie habe sich während des letzten Jahres gefühlt, wie im dunklen Bauch eines Wales – weit weg von der Gemeinschaft und abgeschnitten von ihrem früheren Alltag.
Zart und stark
Illustriert hat sie ihre Texte mit Fotos aus der letzten Zeit. Teilweise sind es Porträts von ihr, teilweise stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen. Fotografiert hat sie der Fotograf Duncan Innes auf der neuseeländischen Insel Waiheke Island. Sie wirken zart und stark zugleich und untermalen die neue schriftstellerische Arbeit Palmers perfekt.
Die Bilder zeigen die exzentrische The Dresden Dolls Gründerin verändert – natürlich und zur Ruhe gekommen und im selben Moment rastlos, müde und mitgenommen vom Leben, das zuletzt so viele Hürden und Biegungen für sie auf Lager hatte. Von der inneren Zerrissenheit und der Unsicherheit.
"Ich habe Angst, nach Hause zu gehen.
Und ich habe überhaupt keine Angst, nach Hause zu gehen.
Ich mache mir Sorgen über die Druckveränderung; die Kurven, die Seebeine
Ich mache mir Sorgen, wenn ich von diesem Land hier unten, mit unserem totalen Mangel an COVID-Kultur, in das Land dort oben reise, mit den Masken, der Verleugnung des Traumas und der sozialen Architektur, die komplett geknickt und verändert ist
Ich vermisse die Gemeinschaft und mein altes Leben. Alles, das mir bekannter ist, als ich es jemals gedacht hatte.
Ich bin noch nicht bereit. Ich möchte irgendwo hinziehen, wo es keine Blitze und Donner und Vulkane gibt.
Würde ich nach Hause gehen, hätte ich das Gefühl, morgens meistens mit dem Gefühl aufzuwachen, das Michael im Wal hatte. Ich würde aus dem Fenster schauen und mich fragen, ob das alles wirklich passiert ist",
schreibt sie. Bei alledem ist "Getting Strangled..." Keineswegs der Ruf nach Bemittleidung. Die Sängerin betrachtet ihr Leben und unsere Gesellschaft mit den Veränderungen der letzten Zeit von außen.
Amanda Palmer betrachtet die Welt von außen
Die (bis jetzt) 7.000 Wörter lesen sich sehr angenehm und wie von selbst. Ich möchte fast sagen, dass es guttut, das Online-Buch zu lesen und ihre Reise mitzuverfolgen. Ihre Hoffnung gibt Amanda in keinem Satz auf. Ihre Geschichten reißen einen mit – auf diese ganze besondere Amanda Palmer Art, die wir vor ihr so sehr lieben.
Die Künstlerin selbst sagt über ihre Veröffentlichung:
"Ich habe es auf Patreon und Medium gepostet. Es ist alles kostenlos und frei verfügbar. Ohne Paywalls oder Ähnliches. Ich liebe es, auf diese Art zu arbeiten – leidenschaftlich und ohne Verzögerungen und Freigabeprozesse. Ein Buch zu schreiben und dann ein Jahr zu warten, bis es veröffentlicht wurde, war eine Tortur für mich. Ich schreibe, um zu kommunizieren. Ich liebe vor allem die Kommentare auf Patreon. Ich schreibe, um mich zu vernetzen und zu diskutieren. Ich blogge ohne Bezahlung – auch, wenn es mich manchmal 20 bis 30 Stunden kostet, diese Texte zu verfassen, zu editieren und zu formatieren.
Es war mir egal. Ich wollte schreiben. Ich tue es immer noch."
Ich kann ihre Überlegungen gut nachvollziehen. Lest mal rein, es lohnt sich!